Einer meiner Lieblingsfeiertage im Kirchenjahr ist der Karsamstag, also der Tag zwischen Karfreitag, an dem Jesus am Kreuz gestorben ist, und Ostersonntag, an dem Jesus von den Toten auferstanden ist.
Und ich frage mich jedes Mal: Was hat Jesus eigentlich am Karsamstag gemacht?
Unser Glaubensbekenntnis gibt uns eine merkwürdige Antwort. Da heißt es von Jesus, er sei „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Das hat Jesus also am Karsamstag zwischen Karfreitag und Ostern gemacht: Er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes. Als ich ein Kind war, hieß es noch: niedergefahren zur Hölle.
Aber wie soll man sich diese Höllenfahrt Christi vorstellen?
Im Mittelalter hat man sich den Teufel als ein gefräßiges Ungeheuer vorgestellt, das in der Hölle sitzt und gierig alle Sünder verschlingt, die in der Hölle landen. Je fetter die Sünderbraten, desto besser. Nun kommt aber am Karsamstag zusammen mit den anderen Sündern auch der gestorbene Christus in die Hölle. Der Teufel ist völlig blind vor Fressgier und verschlingt ihn aus Versehen mit. Weil Christus aber der einzige ohne Sünde ist, schmeckt er auch anders. Er schmeckt für teuflische Verhältnisse sogar so eklig, dass der Teufel von einem gigantischen Brechreiz überwältigt wird und seinen kompletten Magen entleert. Dabei spuckt er nicht nur Christus wieder aus, sondern auch alle anderen Sünder, die in der Hölle saßen. Was für ein wunderbares Bild!
Die Sünder werden dadurch gerettet, dass Christus sich stellvertretend auch vom Teufel verschlingen lässt. Das bedeutet Auferstehung Jesu Christi: Seit Ostern gibt es keinen Ort mehr, an dem Jesus Christus nicht wäre. Er ist überall, sogar in der Hölle und im Reich des Todes. Tod und Teufel spucken den Gekreuzigten aus ins ewige Leben. Und nun wird überall das Evangelium von der Menschenliebe Gottes verkündigt, sogar in der Hölle. Seit Karsamstag ist Gott überall, auch im Tod und sogar in der Hölle. Durch die Auferstehung Jesu Christi am Ostermorgen hat er Tod und Hölle entmachtet. Halleluja!
Matthias Hülsmann, Dozent für Theologische Fortbildung am Religionspädagogischen Institut in Loccum