Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche
„Genau“. Neulich in einem Gottesdienst kam mir dieses Wort in den Sinn.
Wie wäre es, wenn alle nach dem Vaterunser „Genau“ sagen würden statt des üblichen „Amen“.
Amen ist ein hebräisches Wort und heißt übersetzt „Ja, so sei es“ oder „Ja, so ist es“.
„Genau“ drückt etwas ähnliches aus. In einem Lied von Stephen Paul Taylor (SynthPopTroubadour) heißt es genau, genau, genau...sagt meine Frau, sagt meine Mutter, sagt mein Bruder, sagt mein Papagei …… usw. Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Dieses Wort scheint der Spitzenreiter bei allen Füllwörtern zu sein. Aufgefallen ist es mir bei einem Vortrag, als ich dieses Wort von dem
Referenten nach jedem Absatz zu hören bekam. Es wirkte wie ein akustischer Verstärker und gleichzeitig eine Gedankenpause für den Referenten sich neu zu sammeln. Seitdem höre ich dieses Wort überall und habe bei mir selbst auch festgestellt, wie oft ich es benutze. „Genau!“
So inflationär wird das „Amen“ in der Kirche nicht benutzt. Meist bleibt es da. Und dennoch ist es nicht heilig und dürfte rein theoretisch überall gesprochen werden. Für Muslime ist das „Amin“, ein gemeinsamer Gebetsruf, ein Zeichen der Dankbarkeit und die Bitte an Gott das Gebet anzunehmen. Während das „Om“ bei den Hindus und Buddhisten als heilig gilt. Eine genaue wörtliche Übersetzung gibt es nicht. Grob gesagt, drückt man damit aber aus: „Alles, was gewesen ist, was ist und was sein wird.“ Das Amen ist kein heiliges Wort und „Genau“ schon gar nicht. Es ist aber auch kein reines Füllwort. Wie bewusst setze ich dieses Wort als Bestätigung ein? Wie bewusst gehen wir überhaupt mit unserer Sprache und unserem Denken um? Denkt es, redet es von allein? Zum Schluss noch ein Wort aus den Sprüchen der Bibel. Sie gehören zur Weisheitsliteratur der Bibel: „Ein Wort geredet zur rechten Zeit ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen.“ Sprüche 25,11. Genau!
Margrit Liedtke, Diakonin im Ruhestand, Hodenhagen