„Gedanken zur Zeit" - Lobgesang aus der Tiefe

Nachricht 12. November 2014
Kantor_Brandt
Bild: Kantor Holger Brandt

Am Ewigkeitssonntag erklingt im Oratorienkonzert in der Stadtkirche der „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Wer im zurückliegenden Jahr einen nahen Menschen verloren hat und zum Gedenken den Gottesdienst in der Friedhofskapelle besucht, hat wohl nicht gerade einen „Lobgesang“ auf den Lippen. Was hat dann Mendelssohns Werk mit dem Ewigkeitssonntag zu tun? Es ist nicht – wie man vermuten könnte – eine Aneinanderreihung von Lobeshymnen. Mit geschickt ausgewählten Texten vollzieht der Komponist einen Weg durch das Dunkel hin zum Licht.
„Stricke des Todes hatten uns umfangen“, lässt er den Solotenor singen und wird dabei kompositorisch so dramatisch wie selten. Und doch versinkt die Musik nicht in Hoffnungslosigkeit. Mendelssohn stützt sich auf elementare Lebenserfahrung in uralten Liedern: In den biblischen Psalmen mündet die Klage in Zuversicht und Lob.
Und so lässt Mendelssohn nach dem Tiefpunkt in Todesnot mit Chor und Orchester das Licht erstrahlen: „Die Nacht ist vergangen, der Tag aber ist herbeigekommen.“ Diesen Text kann nicht jeder Mensch in seiner aktuellen Situation mitsingen, aber er spendet Trost und Hoffnung. Die Hoffnung, dass nach der Nacht wieder der Tag anbrechen wird, dass nach dem Tod ein ganz neues Leben anbrechen wird.

Holger Brandt
 

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