„Gedanken zur Zeit" - Sehnsucht nach Wärme

Nachricht 02. Dezember 2014

Wärme – wie in früheren Zeiten – ist gefragt. Nicht nur, wenn es draußen kalt und stürmisch ist. Auch sonst sind offene Kamine und behagliche Kachelöfen beliebt. Aus Energiebewusstsein. Aber auch, weil man eine anheimelnde Atmosphäre schätzt. Wärme also nicht nur per Knopfdruck, man möchte von Zeit zu Zeit auch an ihrer Entstehung beteiligt sein. Weil man spürt, dass der Mensch zu seinem Wohlbefinden mehr braucht als eine thermostatgesteuerte, gleichmäßige Raumtemperatur.

Freilich frage ich mich, ob Kaminfeuer und Kachelöfen wirklich das leisten, was mancher von ihnen erträumt: Behaglichkeit, Geborgenheit, Zufriedenheit. Ein Ofensetzer allein kann dazu nicht verhelfen. Denn auch ein stilgerechter Kamin bewahrt nicht davor, dass Menschen, die es sich in seiner Nähre bequem machen, Getriebene sind, ruhelos, gehetzt, missmutig. Und umgekehrt: Ein gelassenes Herz, ein besonntes Gemüt, ein in sich ruhendes Wohlbehagen sind nicht an Holzscheite oder Kachelöfen gebunden. Woran dann?

Die Bibel hat es auf den Punkt gebracht: Christus, sagt sie, habe denen, die bei ihm Zuflucht suchten, bereits durch seine Nähe Heimat gegeben. Und christliche Gottesdienste künden ja bis heute davon: Warmes Kerzenlicht, stimmungsvolle Klänge, segnende Gesten, tröstende Bilder, - eine wohltuende Geborgenheit durchströmt die Feier. Zeichen der Zuneigung Gottes. Ob es gelingt, Menschen für die Botschaft Christi zu erwärmen? Sei es mit, sei es ohne flackernde Holzscheite im Kamin.

Friedrich-Wilhelm Stock
Superintendent i.R.
 

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