„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 03. März 2015

Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Immer wieder höre ich den Satz: “Wenn so etwas Böses in unserer Welt geplant und durchgeführt werden kann, dann sind wir nirgendwo mehr sicher.” Unsere scheinbar sichere Welt hat einen Sprung bekommen. Es ist eine trügerische Sicherheit, die uns unsere überlegene Technik vorspiegelt. Wir sind verletzlicher und gefährdeter als wir es uns in unserer hochzivilisierten Welt vorstellen können. Alle Sicherheitsmaßnahmen und Schutzvorkehrungen sind machtlos wenn abgrundtiefer Hass das Herz vergiftet hat. Das, was in Paris oder Kopenhagen passiert ist, wurde mit bösem Willen aufs Genauste geplant und durchgeführt. Nicht aus heiterem Himmel wurden die Bomben gezündet und die Waffen abgefeuert, sondern sie wurden auf den Weg gebracht von Menschen voller dumpfer Feindbilder und grenzenlosem Hass. Menschen können böse sein und der Versuchung erliegen, ihren Hass in grausame Taten umzusetzen. Hier muss der Widerstand gegen jede Art von Terror einsetzen. Bodenloser Hass darf nicht die Herzen der Menschen regieren und den Verstand außer Kraft setzen. Das gilt überall auf der Welt! Wo Hass propagiert und gelebt wird, da ist Politik machtlos, da wird Angst und Schrecken verbreitet.

“Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!” Diese Bitte aus dem Vaterunser geht mir bei allem Nachdenken in diesen Tagen nicht aus dem Sinn. Blinde Vergeltung und Rachegedanken sind keine guten Reaktionen auf die grausame Tat des Schreckens. Die Versuchung liegt nahe, Böses mit Bösem zu vergelten. Mir macht das Angst. Klar, die Täter müssen gefasst und die Tat muss aufgeklärt werden. Die Leidtragenden müssen getröstet werden und der Schmerz und der Schrecken müssen ihren Raum haben. Aber nichts wäre gefährlicher als blinder Aktivismus und das Nähren neuer Feindbilder.

Ein stilles Gebet und das gemeinsam gesprochene Vaterunser ist eine verheißungsvolle Reaktion auf den Schrecken des Terrors. Alles andere kommt danach. Es wäre gut, wenn die Versuchung mit schrecklicher Gewalt Menschen zu quälen und zu töten keine Attraktivität mehr hätte. Das Vaterunser lehrt mich, aufmerksam zu zuhören. Die Chancen stehen gut, dem Hass seine Wurzel zu entziehen, wenn wir uns respektvoll begegnen.

Herbert Seevers, Pastor in Walsrode
 

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