„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 07. Mai 2015

Veränderungen

Manchmal denke ich: Wenn der andere sich nur ein ganz klein wenig ändern würde, wenn er nicht ganz so schnell beleidigt oder gekränkt oder eingeschnappt wäre, dann wäre es wirklich viel leichter, mit ihm oder mit ihr auszukommen.
Und dann denke ich: Mache ich es denn den anderen leicht, mit mir auszukommen? Ich habe ja auch meine Macken und Ticks, meine Empfindlichkeiten und Vorurteile, mit denen ich oft nicht nur anderen, sondern auch mir selbst im Weg stehe.
Doch es scheint leichter zu sein, vom anderen zu erwarten, dass er sich ändert, als dass ich meine Einstellungen ändere und meine Vorurteile fallen lasse.
„Sei du die Veränderung, die du in der Welt sehen willst“ hat Mahatma Gandhi einmal gesagt. Und er steht damit nicht allein. „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen zuerst,“ so kann man den Satz übersetzen, der von Jesus von Nazareth überliefert ist (Matthäus 7,12). An anderer Stelle der Bibel lese ich: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (3. Buch Mose 19,18). Martin Buber übersetzt den Satz so: „Halte lieb deinen Genossen, denn er ist wie Du.“
Wenn ich den anderen anschaue, dann schaue ich manchmal wie in einen Spiegel. Und was mich beim anderen ärgert oder stört, könnte auch ein Teil meines Verhaltens sein oder eine Eigenschaft, die ich auch habe und die ich bei mir nicht wahrhaben und nicht sehen will.
Wenn das so ist, dann kann ich meinem Gegenüber ja sogar noch dankbar sein, dass er mich in einen Spiegel schauen läßt, denn ich kann mich etwas besser kennen lernen.

Pastor i.R. Wilfried Niggeloh

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