„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 15. Juni 2015

Vincent und Gott

Vincent ist 14 Jahre alt. Er ist ein typischer Jugendlicher. Sein Longboard und sein Smartphone hat er immer dabei und am liebsten trifft er sich nach der Schule mit seiner Klicke. Zurzeit hat er ein Problem. Seine Mutter will, dass er sich konfirmieren lässt. Vincent hat aber eine andere Einstellung: Er glaubt nicht an einen Gott, sagt er und nennt seine Gründe. Wenn es einen Gott gäbe, müsste doch die Welt anders aussehen. Warum gibt es dann Kriege und Erdbeben, bei denen unschuldige Menschen sterben müssen?
Er einigt sich mit seiner Mutter trotzdem probeweise am Konfirmandenunterricht teilzunehmen. Der zuständige Pastor gibt sich Mühe, einen modernen und zeitgemäßen Unterricht anzubieten. Doch Vincent kann das nicht überzeugen. Letzte Woche hat er den Pastor angesprochen. Er hat ihm gesagt, dass er nicht an Gott glauben kann und ihm seine Gründe genannt. Der engagierte Pastor hat sich für Vincent Zeit genommen und ihm erklärt, dass nicht Gott für alles Böse verantwortlich wäre, sondern meistens die Menschen. Diese Antwort ist ohne Zweifel theologisch richtig, aber sie hat den 14 Jährigen nicht überzeugt.
Auch die Hinweise der Mutter, dass es im Konfirmandenunterricht um wichtige Lebensfragen geht, haben nichts bewirkt. Vincent will nicht – und erst recht nicht nur wegen der Geschenke. Das alles hat er mir sehr emotional erzählt. Er wollte meine Meinung dazu hören, denn ich sei ja auch Pastor. Ich habe ihn angeschaut und dann habe ich gedacht: Der Junge braucht jemanden, der ihn einfach versteht.
Und dann habe ich ihm gesagt: Ich kann Deine Einstellung verstehen und ich finde, dass sie respektiert werden sollte.
Was hätten Sie Vincent gesagt?

Jörg Sbrisny, Schulpastor BBS Walsrode

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