„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 17. Juli 2015

Sind wir Deutschen fremdenfreundlich oder fremdenfeindlich?

Sind wir Deutschen fremdenfreundlich oder fremdenfeindlich? Sind wir tolerant oder intolerant?
Wer will solche Fragen beantworten in einem Volk von mehr als 80 Millionen Menschen?
Im Grunde kann ich diese Fragen nur persönlich beantworten. Wie gehe ich mit dem Neuen oder Fremden in meinem Leben um? Wie erlebe ich mich, wenn das Vertraute durchbrochen wird, Neues integriert werden soll? Wie ist das, wenn in meiner Kirchengemeinde ein neues Gesicht auftaucht, Mitarbeit anbietet, Gemeinschaft sucht?
Ich spüre also, da kommt Neues, Veränderung auf mich zu. Und Veränderung ist ein Prozess, bei dem ich nicht weiß, wo es genau hingeht. Will ich das? Lasse ich mich darauf ein?
Das prägt natürlich auch die Diskussion über Fremde und Flüchtlinge in unserem Land. Wir sind unsicher: was ist, wenn immer mehr Menschen in unser Land kommen? Wie wird sich das Leben für uns verändern? Warum kann nicht alles so bleiben wie es war? Durch den Zuzug von Menschen aus aller Welt, wird unser Land anders, werden sich unsere Schulen, Parlamente, Feiertage, Bräuche ... verändern. Im besten Falle werden wir vielfältiger im schlechtesten Fall nehmen die Polarisierungen und Verteilungskämpfe zu.
Ich lasse mir nicht einreden, dass durch die Massen an Flüchtlingen unser Land untergehen wird ("das Boot ist voll"). Ich lasse mir aber auch nicht schönreden, dass multikulti einfach nur easy und cool ist.
Dreierlei scheint mir geboten: Erstens: ich weiß, dass - aus Gottes Perspektive - es nur eine Welt gibt und wir Menschen verantwortungsvoll mit dieser Welt umgehen sollen, mit dem Raum und den Resourcen. Zweitens: ich weiß, dass vor Gott alle Menschen gleich-wertig sind und damit miteinander verbunden sind, füreinander verantwortlich sind und Drittens: ich weiß auch, dass wir Menschen Sünder sind. Das kann viel bedeuten: wir sind gierig, verletzend, ausschließend. Und weil das so ist, bete ich auch für die PolitikerInnen, dass sie aus dieser Weisheit heraus Entscheidungen treffen zum Wohl von möglichst vielen Menschen.

Und es gibt neue Wege, neue Erfahrungen. In diesen Tagen freue ich mich sehr daran, dass in Berlin die Makkabiade der jüdischen Jugend stattfindet. Ist das nicht ein Zeichen von Veränderung, Gastfreundschaft, Menschenfreundlichkeit?
Sicher, unter massiven Polizeischutz, aber dennoch - unter Gottes Segen.

Pastor Torsten Schoppe, Bad Fallingbostel

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