„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 20. August 2015

Liebe Leserin und lieber Leser!

Eine persische Sage erzählt von einem Mann, der am Strand des Meeres entlang geht und ein Säckchen voll kleiner Steine findet. Achtlos lässt er die Steine durch seine Finger gleiten und schaut dabei auf das Meer. Er beobachtet die zahlreichen Möwen, die auf den Wellen schaukeln, und wirft übermütig mit den Steinchen nach den Vögeln. Spielerisch schleudert er die kleinen Dinger ins Meer, und eins nach dem anderen versinkt in den Wogen. Einen einzigen Stein behält er in der Hand und nimmt ihn mit nach Hause. – Groß wird sein Schrecken, als er beim Schein des Herdfeuers in dem unscheinbaren Stein einen herrlich funkelnden Diamanten erblickt. Wie gedankenlos hat er den ungeheuren Schatz verschleudert! Er eilt zum Strand zurück, die verlorenen Diamanten zu suchen. Doch vergebens, sie liegen unerreichbar auf dem Meeresgrund verborgen. Keine Selbstanklage und Reue, keine Tränen und Vorwürfe können ihm den achtlos weggeworfenen Schatz zurückgeben.
Ein Freund hat mir vor einiger Zeit diese Geschichte erzählt. Und ich frage mich: Spiele ich nicht ebenso mit den mir geschenkten Tagen meines Lebens? Gedankenlos lasse ich die „kleinen Dinger“ durch meine Hände gleiten und werfe sie spielerisch fort. Fast drei Viertel dieses Jahres 2015 sind rum – wo sind die 240 vergangenen Tage geblieben? Welche Schätze habe ich in Erinnerung? Welche Tage machen mich reich?
Was ist mir in Erinnerung? Worte, die mir ein Licht aufgehen lassen. Sätze, die mich trösten und ermutigen. Wertvolle Gedanken, die mir eine neue Perspektive eröffnen. Einladungen, die mir gut tun und Freude schenken. Anfragen, die mich provozieren und weiterbringen. Stunden der Stille, in denen ich zu mir komme und spüre, dass Gott mich in meinem Leben begleitet. Die Stunden mitten im Alltag, in denen ich mich an meinem Leben freuen und dankbar dafür sein kann.
Ich wünsche Ihnen und mir einen guten Spätsommer dieses Jahres! Ich wünsche Ihnen und mir einen wachen Blick, dass wir die Edelsteine der kommenden Tage – die kostbaren Worte, die wertvollen Stunden und die bereichernden Menschen – nicht achtlos durch die Finger gleiten lassen, sondern in unseren Herzen aufbewahren.

Ihre Ute Hülsmann, Pastorin in Gilten
 

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