„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 12. September 2015

Weißt du noch …?

Toll, wenn man ein gutes Gedächtnis hat! Einmal gehört, gelesen, verinnerlicht – und schon ist der Stoff gespeichert, jahrelang. Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus. Da geht vieles unter, sinkt ab ins Vergessen. Und das ist gut. Denn das Leben drängt weiter, erheischt immer neu höchste Aufmerksamkeit. Nicht alles, was sich angesammelt hat, muss man hinter sich her ziehen wie ein Schleppnetz. Das Gehirn hat zum Glück die Fähigkeit entwickelt, Ballast auszusortieren.
Nicht Weniges allerdings bleibt haften. Ereignisse und Begegnungen, lautlos sind sie zum Bestandteil unserer selbst geworden. Immer wieder denkt man daran zurück, immer wieder erzählt man davon. Amüsantes, Beglückendes, Bedrückendes, das Gedächtnis hat vieles gespeichert. Wenn etwas schwer wiegt und in uns gearbeitet hat, hat es Spuren hinterlassen und sich eingegraben in die Persönlichkeit.
Im Buch der Bücher findet sich ein beherzigenswerter Ratschlag: „Lobe den Herrn und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Nein, ein Trainingsprogramm zur Gedächtnissteigerung ist das nicht. Wohl aber ist’s die Empfehlung: Nun stopf‘ dich nicht voll! Wähle aus, sortiere, gewichte …
Ob ein Gedächtnis „gut“ ist, hängt nicht nur davon ab, wie lückenlos das Erinnerungsvermögen funktioniert, sondern von dem, was es transportiert. Bewahrt es Werte? Gibt es Orientierung? Schenkt es Gottvertrauen? „Gut“ ist’s erst dann, wenn es aufbaut und heilsame Kräfte freisetzt.

Friedrich-Wilhelm Stock, Superintendent i.R.

Übersicht Andachten