„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 12. November 2015

Wir sind Empfangende

Neulich beim Frühstück kamen mir beim Betrachten meines Frühstückbrotes Fragen, woher das eigentlich alles kommt, was ich da manchmal doch recht gedankenlos in mich hinein stopfe. Und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und vergaß fast das Essen. Da ist der Bauer, der das Feld bestellt und später aberntet. Und nach der Ernte kommt der Müller und dann der Bäcker, und dann die Verkäuferin hinter der Theke - und viele Menschen sorgen für die Energie, damit das Brot gebacken werden kann. Und dann gibt es die Butter auf meinem Brot und auch da hinter sehe ich eine lange Kette von arbeitsamen Händen – und davor die Kühe mit ihrer Milch, und dabei wieder ein Bauer. Und dann der Honig, die Bienen, der Imker; oder die Marmelade, die jemand gekocht und mir dann geschenkt hat. Und wenn ich jetzt noch vom Kaffee schreibe, von Käse und Wurst, sprenge ich diese Kolumne – und bin noch längst nicht am Ende. Ich finde es wunderbar: Dass ich mein Frühstücksbrot essen kann, verdanke ich einer großen Zahl von Menschen. Ohne mein Wissen und ohne dass einer von ihnen mich kennt, haben sie zu meinem Frühstück beigetragen. Ich glaube, dass es mit fast allen Dingen in unserem Leben ähnlich geht. Ich bekomme etwas, weil andere es vorbereiten und bereit stellen: das Auto oder den Bus mit dem ich zur Arbeit fahre und die Nachrichten, die ich unterwegs höre oder lese. Das Meiste von dem, was wir bekommen, stellen wir nicht selber her. Auch in der Liebe und in der Freundschaft und bei der Vergebung sind wir Empfangende - und hoffentlich manchmal auch Gebende.

Pastor i.R. Wilfried Niggeloh

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