„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 23. November 2015


Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang. Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt. Dank für die Lieder, Dank für den Morgen, Dank für das Wort, dem beides entspringt.

Wer kennt dieses wunderschöne Lied nicht. Für viele ist es als „ Morning has broken“ von Cat Stevens  bekannt. Das war ein großer Schlager in den 70er Jahren und wird in vielen Liederbüchern abgedruckt. Ursprünglich ist es ein gälisches Volkslied vor 1900. Jürgen Henkys übersetzte es ins Deutsche und es ist nun ein bekanntes Morgenlied im evangelischen Gesangbuch.
Gerade in dieser Zeit, in der es oft so trüb ist, schätzen wir, vor allem die Frühaufsteher,  einen Sonnenaufgang. Das Morgenlicht leuchtet erst ganz zaghaft, dann erkennt man die ersten Strahlen, und schon wärmt die Sonne, wenn sie ihre volle Kraft entfaltet. Die Vögel fangen an zu singen und der Tag beginnt.
Jetzt in der trüben Jahreszeit vermissen wir die Sonne, die Wärme und das Licht. Wir wissen aber, dass sie da ist. Ist das nicht auch eine Metapher für den lieben Gott? Wir wissen, dass er auch an ganz trüben Tagen da ist. Wenn an einem bewölkten Tag dann doch die Sonnenstrahlen durch die Wolken brechen, schätzen wir sie mehr als sonst. Wenn wir betrübt und traurig sind und plötzlich ein Lichtblick uns überkommt, ist es als ob Gott unser Gebet erhört hat.
In meiner musikalischen Tätigkeit mit Menschen mit einer geistigen Behinderung in der Lobetalarbeit e.V. in  Celle, sang ich Monate lang Choräle und Volkslieder bei  betagten Bewohnern. Es kamen wenig erkennbare Reaktionen.  Als ich eines Morgens „ Morgenlicht leuchtet“ anstimme, funkeln die Augen von Johanna( Name geändert), und sie stimmt in  den Choral mit ein und singt alle drei Strophen mit. Später erfahre ich, dass Johanna in einem Pastorenhaus großgeworden ist, und dort viele Choräle gelernt hat. Sie ist nie in die Schule gegangen und ist so mit großer Wahrscheinlichkeit  der Euthanasie entgangen. Dieses Erlebnis hat mich nachhaltig angerührt. Dieser plötzliche Ausbruch bei Johanna, den ich nicht für möglich gehalten habe. Es war in der Tat das Morgenlicht Gottes, das Johanna  und mich erwärmt und eine Beziehung ermöglicht hat. Seitdem singt Johanna  mit. Möge bei allen Lesern das Morgenlicht täglich leuchten! 

Peter Schulze, Posaunenchor-Obmann im Kirchenkreis Walsrode

Übersicht „Andachten"