„Gedanken zur Zeit" - „Moment mal!“

Nachricht 22. Februar 2015

Kennen Sie das auch? Man sitzt in einer Gesellschaft, von lautem Stimmengewirr umflutet. Alle sind lebhaft in Gespräche vertieft, über irgendein Thema. Auch man selbst möchte Erleuchtendes dazu beitragen. Aber man kommt und kommt nicht zu Wort.
Und wenn man es schließlich geschafft hat, ist die Gefahr groß, schon nach wenigen Sätzen wieder vom Platz gefegt zu werden. Nicht nur in Talkshows wird uns so etwas beschämend oft vorgeführt.
Was also tun? Unbeirrt weiterreden, gegenhalten, mit anschwellender Lautstärke? Das wäre weder höflich noch der Sache zuträglich. Also zieht man sich zurück, wartet ab, hofft auf eine zweite Chance.
Doch das Gespräch hat sich längst weiterentwickelt und ungerührt anderen Themen zugewandt. Ob sich später noch einmal die Gelegenheit bietet, unter dem Stichwort „Was ich noch sagen wollte“ das Verpasste nachzutragen, bleibt die Frage.
Solche Enttäuschungen tun weh: Keiner lässt mich ausreden, ständig fällt mir jemand ins Wort. Und wenn ich mal dran bin, plötzlich aber stocke, weil ich Luft holen muss, springt prompt jemand dazwischen und maßt sich an, meinen Satz, meinen Gedanken zu Ende zu führen. Dabei wollte ich doch auf etwas ganz Anderes hinaus …
Ein schönes Bild, ich fand es in der Bibel: „Gott neigt seine Ohren zu mir“, hört mir also zu, gibt mir Rederecht. Ich habe verstanden: In der Nähe Christi kommt man zu Wort, da kann sich jeder uneingeschränkt aussprechen. Die Psalmen der Bibel und Texte des Gesangbuchs sind Belege dafür.

Friedrich – Wilhelm Stock, Superintendent i.R.
 

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