„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 19. April 2015
Delventhal
Pastor Delventhal

Es war ein jahrelanges Versteckspiel. Immer neue Ausreden, warum sie Einladungen im Freundes- und Bekanntenkreis nicht folgen konnte.
Wir kannten den Grund: Sie litt unter starken Depressionen.
Aber das sollte sonst niemand wissen. Unter einer seelischen Störung zu leiden, das galt lange Zeit als ein Makel, den man besser vor anderen verbarg.
Schließlich wurde der Druck für sie zu groß. Sie beschloss, die Heimlichtuerei zu beenden und offen über ihre Krankheit zu sprechen. Das machte vieles für sie leichter. Und bei den meisten Menschen fand sie viel Verständnis.
In den letzten Jahren ist die Bereitschaft, über psychische Probleme zu sprechen, in unserer Gesellschaft spürbar gewachsen. Das hat zur Folge, dass Menschen eher Hilfe erhalten und die Zahl der Selbsttötungen in unserem Land deutlich niedriger liegt als noch vor 30 Jahren.
Der Absturz des Airbus am 24. März, der vom Copiloten absichtlich herbeigeführt wurde, hat nicht nur 150 Menschen das Leben gekostet und schreckliches Leid über die Angehörigen gebracht.
Es droht auch ein Rückschlag, was die Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen
betrifft. Viele Forderungen, die in diesen Tagen erhoben werden, lassen Menschen mit seelischen Krankheiten als eine Gefahr erscheinen, vor der die Allgemeinheit geschützt werden muss.
Lassen wir nicht zu, dass Men-schen mit seelischen Krankheiten wieder in die Isolation und zum Verstummen gebracht werden! Gerade sie brauchen Verständnis und Hilfe.

Diedrich Petzold, Pastor in Rethem
 

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