„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 23. Mai 2015

Kürzlich in einer Buchhandlung: Ein Kunde, der bereits Bücher in der Hand hatte und zur Kasse strebte, zögerte plötzlich, ging noch einmal zu den Regalen und griff sich zusätzlich einen Krimi. „Den bitte ohne Geschenkpapier, der ist für mich“, sagte er. Vermutlich wird er schon bald, wenn das Fernsehen nichts Packendes bietet, fasziniert mit jenem Buch auf Verbrecherjagd gehen und in irgendeinem Großstadt-Dschungel nach verdächtigen Gestalten fahnden.
Kaum überraschend, dass Krimis nach wie vor Verkaufsschlager sind. Denn prickelnde Spannung und dramatische Verwicklungen, aufrüttelnde Abenteuer und Großeinsätze nach Wildwestmanier gehören nun mal nicht zum eher eintönigen Alltag am Fließband oder im Büro, in Küche oder Werkstatt.
Freilich, wer atemberaubende Spannung ins eigene Leben holen will, muss nicht nach Romanen greifen, nach Programmheften oder CDs. Er kann’s leichter haben. Sich nämlich einlassen auf Neues und Ungewohntes. Vorgefertigten Urteilen und eingespielten Gewohnheiten eine Absage erteilen. Mit Leidenschaft für einen Menschen eintreten oder für ein Projekt. Zur Zivilcourage und zum Risiko bereit sein. Auch so etwas hält in Atem, verschafft Spannung, Überraschung.
Also doch kein Krimi aus dem Regal? Und ob! Damit nämlich nicht in Vergessenheit gerät, dass auch ein Leben in der Nachfolge Christi immer neu Aufbruch ins Unbekannte bedeuten kann. Denn wo immer man Gott die Führung überlässt, kann’s abenteuerlich werden. Das Pfingstfest – morgen – und das, was es bewirkt hat, erinnert daran. Von Zeit zu Zeit kommt ein Krimi deshalb gerade recht.

Friedrich-Wilhelm Stock, Superintendent i.R.

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