„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 10. Juni 2015

Entschuldigung

Wir haben uns gestritten. Ich habe schlimme Worte gesagt. Das tat mir dann leid und ich habe gesagt: „Ich entschuldige mich“. Doch indem ich das sagte, merkte ich: Das geht doch gar nicht. Ich kann mich doch nicht selbst entschuldigen. Wenn ich einem anderen Menschen gegenüber „schuldig“ geworden bin, wenn ich ihn verletzt habe, wenn ich grob oder unaufmerksam war, dann kann ich mir doch nicht selbst die Schuld vergeben. Ich kann aber darum bitten, dass der andere meine Übergriffe entschuldigt. Also: „Bitte, entschuldige mich!“
Schuld ist etwas, das Menschen trennt wie eine Mauer oder wie ein breiter Strom, ohne dass eine Brücke in Sicht ist. Schuld heißt, dass in einer Beziehung etwas zerbrochen oder abgebrochen ist. Aus Nähe wird Distanz, aus Liebe und Vertrauen wird Wut und Enttäuschung. Ich habe deine Grenze überschritten; ich habe deine Gefühle mißachtet. Jetzt steht meine Schuld zwischen uns.
Wie kommen wir in unserer Beziehung wieder zusammen? Wie geht „Entschuldigen“? Sicher nicht so, dass ich locker sage: „entschuldige mich“ - und denke, nun ist alles wieder im Lot.
Entschuldigen ist nicht nur ein Wort, es ist eine Veränderung unserer Einstellung zueinander. Ich erkenne und gebe zu, dass ich dich verletzt habe, dass ich zu weit gegangen bin, dass ich deine Grenze überschritten habe.
Und wenn Du jetzt trotzdem meine Bitte um Entschuldigung annimmst, ist das ein Geschenk, wie das Öffnen einer Tür, die ich zugeschlagen hatte.
Jemanden entschuldigen ist ein neuer Schritt in eine gemeinsame Zukunft.

Wilfried Niggeloh

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