Das Paradies auf Erden
Eine schöne Vorstellung, dieser herrliche und lustvolle Ort des guten Lebens. Das Paradies, wie sieht das aus, wie stellen wir uns das vor? Als Schlaraffenland, wo man gar nichts mehr zu tun hat und voll versorgt wird? Oder als Einkaufsparadies - so ein Mega-Zentrum, wo man alles kaufen kann? Und wo liegt dann dieses Paradies? Die Bibel sagt: Dieser Garten lag irgendwo im Osten, im Land Eden. Und schon damals, als das aufgeschrieben wurde, wusste kein Mensch mehr, wo das denn sein sollte, wo das auf der Landkarte zu finden wäre.
Die Bibel überliefert uns eine uralte Weisheit, die damals in Israel und anderen Völkern erzählt wurde. Gott schafft den Menschen aus Erde und haucht ihm Leben ein. Und er setzt den ersten Menschen in einen Garten. Von unserem Ursprung her sind wir zutiefst mit der Erde verbunden. Wir sind nicht etwas total anderes, als die uns umgebende Natur oder die anderen Geschöpfe. Unser Leben hier auf der Erde ist ein Geschenk, das uns froh und dankbar machen kann. Oft realisieren wir das ja erst, wenn wir persönlich erfahren haben, wie schnell es hätte zu Ende sein können, wenn z. B. eine Krankheit, ein Unfall oder sonst eine Bedrohung uns schwer zugesetzt hat. Für uns ist es klar: Wir leben nicht im Paradies. Wir müssen nicht das verlorene Paradies irgendwo auf der Landkarte suchen. Paradiesisch, das müsste doch heißen, dass jeder Mensch im Einklang mit sich, mit seinen Mitmenschen und mit Gott in einem echten Frieden leben könnte, dass alle die Früchte ihrer Arbeit genießen könnten, ohne auf Kosten anderer Menschen oder anderer Tiere zu leben. Nein, die Geschichte vom Garten Eden will uns nicht sagen, wie es ist, sie will uns nur daran erinnern, wie es sein könnte! Der Garten Eden ist so etwas, wie ein Spiegel, der Gottes Herrlichkeit und sein Licht in der Schöpfung zeigt in einer Welt, die gespalten und zerrissen und manchmal sehr dunkel ist.
Der Garten Eden meint etwas ganz anderes als das Schlaraffenland oder ein Ferienparadies oder ein Einkaufsparadies. Hier werden die Menschen nicht nur reich beschenkt, sie bekommen auch eine Aufgabe. Wir sind hier, um die Erde zu bebauen und zu bewahren. Ich hoffe und wünsche uns, dass uns immer wieder die Augen geöffnet werden, für die Schönheit der Schöpfung, für die in ihr verborgene Herrlichkeit Gottes und für die Aufgaben, die auf uns warten, wenn wir die Schöpfung bewahren wollen.
Herbert Seevers, Pastor in Walsrode