„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 08. Juli 2015

Sie hat viel mitmachen müssen, meine Gitarre. Fast 20 Jahre hat sie mir treue Dienste geleistet. Und ich habe sie nicht immer pfleglich behandelt. Unzählige Male ist sie unter lautem Getöse umgefallen. Etliche Kratzer hat sie dabei bekommen, aber ernsthaft beschädigt wurde sie nie- jeden-falls bis zur Probe für den Ab-schlussgottesdienst der Vorkon-firmanden am letzten Montag.
Wieder einmal passe ich nicht auf und die Gitarre fällt mit lautem Krachen auf den Boden. Danach klingt sie völlig verstimmt. Kein Wunder. Alle meine Versuche, sie auf die Schnelle wieder zu stim-men, misslingen.
Erst zu Hause merke ich, dass die Gitarre diesmal ernsthaft beschä-digt ist. Der Steg ist gebrochen.
Mit Sekundenkleber versuche ich den Schaden zu beheben. Doch vergeblich. Die Gitarre klingt nicht mehr. Ich werde mir wohl eine neue kaufen müssen.
Ein letzter Versuch. Obwohl ich eigentlich nicht glaube, dass das etwas bringt, klebe ich in die Bruchstelle im Steg ein kleines Stück von einem Streichholz. Und dieser kleine Holzsplitter wirkt wahre Wunder. Die Gitarre lässt sich wieder problemlos spielen.
„Wenn sich doch alle Probleme im Leben mit so simplen Mitteln lö-sen ließen“, denke ich.
Aber vielleicht gibt es ja viele sol-cher kleiner „Holzsplitter“, die ei-ne große Wirkung entfalten kön-nen: Die Bereitschaft, über den eigenen Schatten zu springen und einen alten Streit zu vergessen.
Die Worte: „Entschuldigung. Ich habe es nicht böse gemeint. Lass uns doch einfach neu anfangen.“
In einem neuern Kirchenlied heißt es: „Herr, gib mir Mut zum Brü-cken bauen, gib mir den Mut zum ersten Schritt.“

Diedrich Petzold, Pastor in Rethem

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