„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 01. August 2015

„Baustelle Kirche“

„Baustelle Kirche“, etwa nur vorübergehend? – Die Stadt, an die ich denke, war stolz auf ihre Kirche, ein achtungsgebietendes Zeugnis großartiger Baukunst. Im Dienst war sie allerdings schon lange nicht mehr, allenfalls als imposante Ruine. Die Steine verwittert, Statuen zerfallen, Armstümpfe zerbröckelt, Brandspuren überall. Ein Anblick, der diese Kirche jahrzehntelang zu einer Attraktion gemacht hat. Jedenfalls für Ortsfremde.
Natürlich gibt’s auch Makelloses unter den kirchlichen Bauwerken. Touristische Anziehungspunkte, architektonische Perlen. Kathedralen etwa, glanzvoll erhalten, exakt restauriert. Hier ist dann weniger der Zahn der Zeit das Bedrohliche. Nein, „Einsturzgefahr“ droht, wenn eine Kirche zum bloßen Demonstrationsobjekt verkommt, zu einem Museum, und damit ihre Identität verliert.
Ist es mit jenen, die zur Kirche gehören, uns Menschen also, etwa anders? Einerseits beeindrucken viele als glänzende Persönlichkeiten und Vorbilder an Frömmigkeit. Andererseits erweisen wir uns als höchst unvollkommen und reparaturbedürftig, halbfertig, sind dauerhaft leider – Baustelle.
Was macht denn die Qualität einer christlichen Gemeinde aus? Große Namen etwa? Ansehnliche Zahlen, attraktive Themen? Entscheidend ist doch wohl, ob in unseren jeweiligen „Gehäusen“ Christus selbst Einlass findet.
In der Bibel lese ich das so: Bleibt nicht stecken im distanzierten Betrachten kirchlicher Gebäude. Begreift: Gott baut „Kirche“, und zwar mit euch. „Baustelle Kirche“, das seid nämlich – ihr!

Friedrich-Wilhelm Stock, Superintendent i.R. 

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