„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 18. September 2015

Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder gewundert, dass so wenige Menschen aus den Krisenregionen dieser Welt zu uns gekommen sind. Ich habe oft überlegt, was ich wohl tun würde, wenn ich mit meiner Familie in einem armen Land oder in einem Gebiet dieser Erde leben müsste, wo Krieg herrscht, wo das Leben bedroht ist. Nun treffen viele Menschen die Entscheidung, die ich wohl auch in solch einer schrecklichen Situation getroffen hätte. Sie verlassen ihre Heimat, ihr Land, um in Frieden, mit dem Lebensnotwendigen versorgt und mit Perspektive leben zu können. Deshalb kommen sie auch und besonders gerne zu uns nach Deutschland. Viele haben sie willkommen geheißen, was ich wunderbar für uns und unser Land finde. Andere aber begegnen den Asylsuchenden mit Ablehnung, Hass und Gewalt, wofür man sich nur schämen und wovon man sich deutlich distanzieren muss. Es gibt aber auch viele Menschen, die dem Ansturm der Menschen aus fremden Ländern, Kulturen, Religionen skeptisch und ängstlich gegenüber. Was werden die vielen Fremden an Werten, Veränderungen, religiösen Vorstellungen mit in unsere Gesellschaft einbringen? Wird unsere Kultur, werden unsere (christlichen) Werte erhalten bleiben? Oder wird es doch eine deutliche Veränderung bis hin zu einer Islamisierung geben? Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einer Fragerunde an der Universität Bern zu solchen Bedenken Stellung genommen und gesagt: „Wir haben doch alle Chancen und alle Freiheiten, uns zu unserer Religion zu bekennen. Und wenn ich etwas vermisse, dann (…) den Mut zu sagen, dass wir Christen sind.“ In der Fragerunde wünschte sich Frau Merkel auch die Tradition, wieder in den Gottesdienst zu gehen. Und: „Man könne ja auch ein bisschen bibelfest sein.“
Das fand ich überraschend, spannend und interessant. Denn das ist, denke ich, die entscheidende Frage an uns: Haben wir noch Werte, die uns wichtig, heilig sind? Bedeutet uns unsere christliche Tradition und die Werte, die sie beinhaltet, noch etwas? Wissen wir noch darum? Wie die Kanzlerin sagte: Ein bisschen bibelfest kann nicht schaden. Sich auskennen in dem, was Gott uns in der Bibel an guten Werten und Lebenshoffnung deutlich macht und sich fröhlich zum Glauben an den Gott der Bibel zu bekennen, wäre auch ein Zeichen, dass uns diese Werte wichtig in unserem Leben und unserem Land sind.
Einer dieser Werte ist ganz sicher die Gastfreundschaft oder „Willkommenskultur“. In der Bibel steht u.a.: „Einer trage des anderen Last“ (Gal.6,2) oder „Übt Gastfreundschaft“ (Röm.12.13), weil jeder von uns auch „Gast“ in dieser Welt ist.
Deshalb können wir doch denen, die zu uns kommen, sagen:
„Herzlich willkommen mit euren Träumen, Ideen, Werten, Glauben.
Herzlich willkommen in unserem Land mit unseren Werten, unserer Kultur, unserer Lebensart, unserem Glauben.“
Es kommen so viele gerne in unser Land auch und gerade aufgrund der Werte, die wir haben und leben. Wir brauchen unseren christlichen Lebenshintergrund nicht zu verstecken, sondern sollten ihn leben, hoffnungsvoll für uns selber und einladend für alle Menschen.

Diakon Dirk Everts, Hodenhagen

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