„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 20. Oktober 2015
Margrit Liedtke
 Diakonin Margrit Liedtke

„Mut tut gut“

Wenn ich in unserer modernen Welt herumschaue, sehe ich immer mehr Menschen, die total entmutigt sind. Oft liegt es daran, dass wir nur aneinander herum meckern und alles durch eine scharfe kritische Brille betrachten. Der oder die ist ja viel zu dick, die kann sich keinen Urlaub leisten, der wird ja gleich rot wenn er was sagen soll, die redet viel zu viel, der kommt immer zu spät zur Arbeit, die ist andauernd krank.
Natürlich ist konstruktive Kritik gut und wichtig, aber wenn nur noch gemeckert, genörgelt, auf Fehlern herumgeritten wird, kann niemand weiterkommen. Wenn jemand einen Trottel Trottel nennt, hat er ja vielleicht sogar recht, aber das hilft die- sem auch nicht weiter. Im Gegenteil: es entmutigt ihn und es zerstört auch Beziehungen. Im Privaten wie im Arbeitsleben. Es entsteht ein gereiztes Klima, geprägt von Misstrauen. Die Folge ist dann, dass immer mehr Leute den Eindruck haben: „Ich bin einfach nicht gut genug. Mich kann man sowieso nicht brauchen.“ Das führt in einen Teufelskreis: man fühlt sich unsicher, getraut sich nicht mehr aufzutreten und schon kommt das Versagen und Misserfolg. Das hält niemand auf Dauer aus. Irgendwann hat man ein großes Problem.
Was kann man da dagegen machen? Genau darum ist es so wichtig, einander zu ermutigen. Aber wie? Es handelt sich bei der Ermutigung nicht in erster Linie um eine Technik, sondern um eine Haltung – eine Haltung zu anderen Menschen, aber auch zu mir selbst. Denn nur wer sich selbst akzeptiert, kann andere ermutigen. Die Grundlage dazu ist, dass ich mir selber sagen kann: „So wie ich bin, bin ich gut ge- nug!“ Ich muss nicht perfekt, fehlerfrei sein. Ich kann zu meinen Fehlern stehen, muss mich aber nicht dauernd selber kritisieren oder in Frage stellen, sondern mich einfach freuen, dass es mich gibt. Dazu haben wir in der Bibel verschiedene Hilfen, „Ich danke dir, Gott, dass du mich so wunderbar gemacht hast.“ Wenn wir diese Einstellung haben, brauchen wir auch nicht in Konkurrenz zu treten mit unseren Mitmenschen. Wir brauchen nicht dauernd zu kritisieren, sondern können zu Ermutigern werden. Wenn wir uns selber, aber auch unserem Gegenüber etwas zutrauen, schenken wir Vertrauen und tragen so viel zu einem ermutigenden Klima bei. Es entsteht das Gefühl, dass man dazu gehört. Das kann Flügel verleihen.

Margrit Liedtke, Diakonin in Dorfmark

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