„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 26. Oktober 2015

Er war einer der glücklichsten Menschen, die ich jemals getroffen habe. Er strahlte stets Ruhe und Heiterkeit aus. Man merkte ihm an, dass er mit der Welt und sich selbst im Reinen war. Stets hatte er ein Lächeln und ein paar freundliche Worte für seine Mitmenschen. Für die Menschen, die ihm – wie ich – nur gelegentlich begegneten, wie natürlich auch für seine Familie, für die er ein großartiger Ehemann, Vater und Großvater war, bis er vor ein paar Jahren in gesegnetem Alter verstarb. Niemals habe ich aus seinem Mund ein Wort der Klage gehört... ... obwohl es dazu allen Grund gegeben hätte. Denn er war ein schwerstkranker Mann. Jahrzehntelang war er an den Rollstuhl gefesselt, litt unter schlimmen Schmerzen und konnte aus eigener Kraft nur wenig tun. Er hatte wirklich kein leichtes Los. Um so bewundernswerter erscheint seine fröhliche Zuversicht im Leben. Woher er die Kraft dazu nahm, daran ließ er keinen Zweifel: Es war sein christlicher Glaube, der ihm diese Stärke gab. Gerne erzählte er davon. Er wusste sich geborgen bei Gott, er fühlte sich geliebt und freute sich, Teil der Gemeinschaft der Kirche zu sein. Er spürte die Gegenwart dessen, der zu ihm sagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Korinther 12,9) Das gibt mir zu denken. Klar, einige der wichtigsten und schönsten Dinge können wir nicht aus eigener Kraft herstellen oder erwerben, sondern nur geschenkt bekommen: unser Leben selbst, Liebe, Freundschaft, Geborgenheit zum Beispiel. Aber wie leicht vergessen wir im Alltag, welch ein wunderbares Geschenk unser Glaube ist? Und die Gemeinschaft der Kirche, in der dieser Glaube durch die Zeiten weitergegeben und weiterentwickelt, gepflegt und gelebt wird? Gehen wir damit nicht manchmal zu leichtfertig um? Denn ich sehe immer wieder, was für eine große Kraft der Glaube sein kann. Er gibt Orientierung, um den eigenen Weg zu finden. Aus ihm schöpfen wir Kraft und Mut, um diesen Weg entschlossen und fröhlich zu gehen. Hoffnung, wenn die Aussichten trüb sind. Trost auf schweren Strecken des Weges. Zuversicht über diese Welt hinaus. Und dort, wo wir mit unseren Kräften am Ende sind, die Gnade Gottes, dessen Kraft in den Schwachen mächtig ist.

Pastor Bernd Piorunek, Düshorn-Ostenholz

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