„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 15. August 2016

„Hallo, Moin, Tach, Tschau“

„Hallo, Moin, Tach, Tschau“, seltsame Laute rufen, hauchen, wedeln Menschen einander zu, kaum dass sie in Hörweite zueinander geraten. Als ob da jemand, sobald er des anderen ansichtig wird, schon per Fernbedienung zum Klingen gebracht wird.
Mag sein, dass es manchmal nur eine eilige Geste ist, ein flüchtig gemurmeltes Wort, doch schafft es Vertrauen und klärt ab, dass hier nicht Feinde aufeinander stoßen oder Wölfe um sich beißen. Gewiss, Meinungsdifferenzen fegt auch ein freundlicher Gruß nicht beiseite, aber immerhin stellt er eine menschenwürdige Ebene her, um miteinander zu reden.
Oder hätten Sie’s lieber stumm und zugeknöpft? Ohne Gruß betritt da ein Kunde den Laden und wortlos entschwindet er wieder. Arbeitskollegen treten wortkarg ihren Dienst an und schleichen später lautlos und unnahbar davon. Bekannte, die sich treffen, unterlassen Wink und Gruß und bequemen sich nur dann zum Gespräch, wenn sie etwas auf dem Herzen haben. Eine gespenstische Vorstellung!
Nehmen wir an, da geht jemand gedankenversunken und in sich gekehrt seines Weges. Bis unvermutet ein aufmunterndes „Hallo“ sein Ohr erreicht. Wie ein Sonnenstrahl, der das Gemüt erhellt. „Grüß‘ dich, mach’s gut, bleib‘ gesund“, so etwas zu hören, tut gut und beflügelt. „Freut mich dich zu sehen, halt dich tapfer“, das spornt an. „Schön dass es dich gibt, Gott befohlen“, so etwas ist keine Höflichkeitsfloskel, das gibt Kraft. Selbst wenn es gelegentlich nur heiser gekrächzt werden kann oder nur mit stummer Geste entboten.

Friedrich-Wilhelm Stock, Superintendent i.R.

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