Lichtblicke für Christen
Bei einer Ausflugsfahrt entlang der Elbe halten wir vor einer älteren Kirche, die uns besonders auffällt. Sie hat kein Dach mehr, und der Turm hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Tür ist offen, meine Frau und ich gehen hinein.
Einige besondere Tafeln sich ausgestellt. Auf der ersten lesen wir: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Psalm 50/15. “ Darunter steht ein Zitat von Martin Luther: „Das ist Gottes Werk und Kunst, dass er böse Sachen gut machen kann, auch wenn wir es verderben und verwahrlosen lassen.“ Ein weiterer Vers lautet: „Gott soll die tragende Säule in unserem Leben sein. Was geschieht aber, wenn wir Gottes Angebot nicht annehmen? Christen, die beten, sind wie Säulen, die das Dach der Welt tragen.“
Die weiteren Tafeln haben wir ebenfalls gern gelesen. Dabei dachte ich an die Zeit vor der politischen Wende. In der Sommerzeit ließ Erich Honecker für alle überzeugend verlauten: „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein!“ Kirche und Christen litten unter den politischen Einschränkungen, auch daran, dass viele Kinder sich nicht mehr konfirmieren ließen. Sie feierten ihre vorgegebene Jugendweihe. Damit wurden die Christen in der DDR zahlenmäßig auffallend weniger, und Kirchen verfielen. Seit der Wende können wieder ungestört Gottesdienste gefeiert werden, und dies gelegentlich auch in der offenen Kirche - auch ohne Glocken und Orgel, vielleicht auch ohne Pastor. Die Christen setzen damit ein Zeichen für ihren Glauben an Jesus Christus, an seine Kirche in diesem Dorf. Froh bekennen sie auf einer Tafel: „Gott ist in allen Zeiten die tragende Säule in unserem Leben, auch in unseren Gemeinden. Wir wollen Gott mehr gehorchen als den Menschen, Christus mehr vertrauen als den ideologischen Zeitgeistern.“
Werner Krutscher, Walsrode, Pastor i.R.