„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 10. März 2016

Auf hoher See und vor Gericht

„Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand“, so der Volksmund. Er will damit sagen, dass man nie weiß, ob man heil davonkommen wird, bei einem Sturm auf hoher See wie vor Gericht, und dass man nur auf Gottes Hilfe hoffen kann. Eine Redensart, die wenig Zutrauen zu Gerichten und zur Rechtsprechung ausdrückt.
Dieses Misstrauen ist alt. Mit Richtern, die zugunsten der einflussreichen Bürger urteilten und bei denen die gerechte Sache der kleinen Leute keine Chance hatte, hatte man es schon tausend Jahre vor Christus zu tun, und immer wieder wird ihre Bestechlichkeit verurteilt. „Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen“, so wird bisweilen noch heute geklagt.
In den alten Zeiten kannte man aber einen Richter, dem man ein gerechtes Urteil zutraute, und dazu die Macht, es auch durchzusetzen: Gott. Darum appellierte man an ihn: „Schaffe mir Recht, Gott“, lateinisch Judica me, Deus. Davon hat der kommende Sonntag seinen Namen: Judika. Der Mensch, dessen Fall vor diesen Richter kam, war gerettet.
Aber dann änderte sich der Blick auf den göttlichen Richter. Die Menschen waren besorgt, dass er immer Gründe finden würde, sie zu verurteilen. Wer weiß schon, wie oft er sündigt? Und wenn es nur böse Gedanken sind. Oder Gedankenlosigkeiten, oder egoistische Augenblicke. Der göttliche Richter war zu fürchten.
Dagegen setzt Jesus die Verbindung zu Gott, seinem Vater. Er dehnt diese Verbindung auf uns aus und wirbt um unser Vertrauen: dass unsere Sache bei unserem Vater im Himmel in guten Händen ist.

Peter v. Baggo, Pastor i.R., Bierde

Übersicht „Andachten"