„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 07. April 2016

Morgen ist Weißer Sonntag, der Sonntag nach Ostern, sein Lateinischer Name ist Quasimodogeniti – wie neugeboren. So mögen sich die frühen Christen gefühlt haben, die Ostern getauft worden waren.
Für uns ist die Taufe normal, uns fehlt meist das Gefühl dafür, dass damit ein ganz neues Leben beginnt. Menschen in manch anderen Regionen dieser Erde erleben das anders, oft negativ: Die Taufe schließt aus der normalen Gesellschaft aus, manchen drohen Gefängnis, Folter, Mord. Und doch ist ihnen die Taufe das wert. 
Auch in unsere Kirchen kommen manchmal Menschen und wollen getauft werden, Muslime aus dem Iran z.B.. Für sie bedeutet es, nicht mehr in die Heimat zurückkehren zu können, denn dort erwartet sie der Tod. Aber sie wollen trotzdem Christen sein.
Taufe bedeutet einen Herrschaftswechsel, den Glauben an den Auferstandenen, an die Auferstehung. Viele Christen bei uns haben damit Probleme. Sie können sich eher vorstellen wiedergeboren zu werden als ein anderes Lebewesen auf dieser Erde, ein zweites Leben zu leben. Oder sie machen sich Gedanken, wie sie hier auf der Erde bleiben können –z.B. als Diamant, oder eingefroren oder als ein Baum, der aus ihrer Asche wächst.
Alt ist der Wunsch nach ewigem Leben – hier auf der Erde. Aber diese Erde ist endlich, das irdische Leben lebt vom Sterben, von Werden und Vergehen.
Die Auferstehung, von der die Ostergeschichte erzählt, hofft auf ein neues Leben - nicht auf der Erde, sondern unter ganz anderen Bedingungen. Sie hofft auf ein ganz anderes Universum ohne Vergehen und Tod, in einer höheren Dimension, ganz nah bei unserm Gott. Eine Hoffnung, die auf mehr hofft als auf das, was wir schon kennen, eine Hoffnung, die weiter reicht.
Einmal getauft sind wir schon Bürger/innen dieses Friedensreiches, das alle Sehnsüchte übersteigt. Quasimodegeniti – wie neugeboren – hoffen wir nicht zu eng, denken wir nicht zu klein von Gott und dem Leben.
Rosl Schäfer, Pastorin in Walsrode
 

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