„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 29. April 2016

Türen und Herzen öffnen

In der alten Loccumer Klosterkirche zu Zeiten der Zisterziensermönche gab es nur eine einzige Tür, die aus der Kirche herausführte. Hinein kam nur von den Schlafräumen der Mönche. Und heraus führte nur die eine Tür zum Friedhof. Die sogenannten Priestermönche, die den Gebetsdienst übernommen hatten, blieben immer im Kloster, waren sie einmal eingetreten. Eine radikale Weltabgeschiedenheit um der Welt zu dienen mit Gottesdienst und Gebet. Ihre ständigen Gebete galten der ganzen Welt. Und ihr Wahlspruch lautete: „Die Türen öffnet, das Herz noch mehr.“
Und so stand die Tür im Torhaus, durch die man in den Klosterbezirk gelangte, immer offen. Jedermann konnte hinein kommen. Eine Kapelle gab es da für die Dorfbewohner, ein Hospiz für Wanderer und Fremde, ein Siechenhaus für Kranke. Die Arbeitsmönche, die nur teilweise am Gottesdienst teilnahmen, sorgten für alle, die kamen.
Beten öffnet Türen – zu Gott und zur Welt. „Für alle Menschen sollt ihr bitten, beten, flehen und Gott danken. Betet für die Könige und alle, die Macht und Verantwortung haben, dass unser Leben in eine Friedenszeit fallen möge, in der wir frei sind von Angst und keiner uns verbietet, an Gott zu glauben und ich allein anzubeten“, so schreibt Paulus im 1. Brief an Timotheus.
Jeden Tag, ob Arbeits- oder Feiertag, läutet um 12.00 Uhr und um 18.00 Uhr die Gebetsglocke vom Turm der Stadtkirche in Walsrode. Eine Erinnerung daran, dem Gebet Raum zu geben. Die Glocken erinnern daran, dass es solchen Raum in aller Betriebsamkeit geben kann, wo Gedanken sich sammeln, Sorgen abgelegt, Planungen unterbrochen, Gefühle entdeckt werden.
Wer betet sagt nicht: So ist es. Und Amen. Wer betet, sagt auch: Mein Gott, dass muss  anders werden. Beten öffnet die Tür zur Welt. Zuerst es lässt es die Hände ruhen, damit das Herz sich regen kann. Und wenn das Herz sich regt, krempelt das Gebet die Ärmel hoch und lässt die Hände zupacken.

Werner Schäfer, Pastor in Walsrode

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