„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 04. Juli 2016

Heute sprachen wir in unserem Team über die Verbindung von Theologischen Zitaten und unserer Tätigkeit in der Beratungsstelle. Es gab so viele Zitate, die man unterschiedlich verstehen kann, zum Beispiel „ sündige tapfer“ ( in Luthers Brief an Melanchthon vom 1.8.1521) ist nur eins davon.Was verstehen wir darunter?
In unserer Arbeit nehmen wir zunächst jeden Menschen hier auf. Jeder Ratsuchende kann hier eine vorbehaltlose Annahme seiner selbst erfahren. Unter diesen zugewandten Umständen kann man sich auch trauen, die eigenen dunkleren Seiten zu betrachten. 
Es gibt viele Paare, die zu uns kommen, auf meine Frage, ob sie verheiratet seien, antwortete letztens ein Partner mit einer 20 minütigen  Erklärung, warum er die Partnerin nicht heiraten könne. Mein Erstaunen über so viel Energie in diesen Erklärungen und meine Frage, ob er das Gefühl habe, sich rechtfertigen zu müssen, irritierten ihn im ersten Moment, ließen ihn aber nach einem kurzen Innehalten wahrnehmen, dass er sich im Rechtfertigungszwang fühlte. Und das passiere ihm ganz häufig. Mein ursprüngliche Frage war aber ganz wertfrei und mit dieser Haltung der Wertfreiheit begegnen wir unseren Ratsuchenden.
Nur in einem Klima der Unvoreingenommenheit kann es gelingen, sich an seine eigenen Schwächen zu wagen und sie neu mit etwas Abstand zu betrachten, um dann, im besten Falle, das Problem (in diesem Falle, dass der ewigen Rechtfertigung) mit tiefer gehenden Gesprächen zu lösen oder zumindest besser einzuordnen, um dann einen anderen Umgang damit zu entwickeln.

Inga v. Bredow

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