„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 07. Februar 2017
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Pastor Bernd Piorunek

Vor kurzem „stolperte“ ich über einen Bibelvers, der mich zum Nachdenken anregte. Er lautet: „Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele.“ (Psalm 31,8)
Beim Lesen der ersten Hälfte dachte ich: Wie schön! Endlich mal einer, der sich noch richtig freuen kann. Wo doch sonst so viel gejammert und geklagt, gemeckert und genörgelt wird, dass mir davon schon fast die Ohren wehtun. Hier dagegen ist der Psalmbeter richtig fröhlich über die Güte Gottes, die er bewusst erfahren hat. Beneidenswert! Andererseits – ich gebe es ja zu – kam auch mir der Verdacht: Ist hier vielleicht ein Sonnyboy am Werke, der mit betoniertem Dauergrinsen durchs Leben geht, weil er die dunklen Seiten des Lebens entweder nie kennen gelernt hat oder aber ausblendet oder verdrängt?
Doch nein, die zweite Hälfte desselben Psalmverses beweist das Gegenteil. Von seinem Elend spricht der Beter und von der Not seiner Seele. Hier spricht also jemand, der sehr wohl weiß, dass das Leben kein reines Zuckerschlecken ist. Und der sich dennoch freuen und fröhlich sein kann. Denn er ist gewiss, in seinem Elend nicht allein zu sein, nicht unverstanden in seiner Not. Gott kennt uns wie wir sind, mit all unseren Höhen und Tiefen. Er ist bei uns in Jubel und Freude, lässt uns jedoch ebenso in Not und Elend nicht allein. Er versteht uns besser als wir uns selbst verstehen und will uns Trost und Hilfe schenken. Wenn wir das erleben und uns bewusst machen, können wir wie der Psalmbeter zu Gott sagen: „Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele.“
Denn echte Freude besteht nicht darin, dass wir kein Leid kennen oder kennen wollen, sondern darin, dass wir auch im Leid spüren: Ich bin nicht allein! Gott ist bei mir und nimmt sich meiner an! Deshalb berührt uns in der Kunst, im Film und Theater und vor allem in der Musik eine Freude, die aus getröstetem Leid hervorgeht, viel tiefer als seichte, oberflächliche Fröhlichkeit. Und darum lohnt es sich, in der bald beginnenden Passionszeit das Leiden, welches Jesus Christus für uns auf sich genommen hat, bewusst zu bedenken, damit wir uns die österliche Freude zu eigen machen können: die Freude darüber, wie Gott unser Elend und unsere Not durch die Auferstehung Jesu Christi überwindet.

Pastor Bernd Piorunek, Düshorn und Ostenholz

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