„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 16. Mai 2017

... wo der Pfeffer wächst!

Wut hatte ich im Bauch. Meine Wut richtete sich gegen einen Mann. 
Dieser Mann hatte mich verächtlich behandelt. Ich merkte, wie mich das wurmte.
Er hatte seine Macht gegen mich ausgespielt. Und ich konnte mich dagegen nicht wehren,
weil er am Telefon abrupt aufgelegt hatte. Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr kochte es in mir.
Ich kann es nicht haben, wenn man mich oder andere ungerecht behandelt. Mir kam der Satz über die Lippen:
Den wünsche ich mir dahin, wo der Pfeffer wächst! –
Meine Wut mußte raus. Ich überlegte, wie ich ihm besser hätte antworten können.
Hinterher ist das immer leichter, und hinterher weiß man immer besser, wie man was hätte machen sollen.
Sogar abends im Bett ließen mich meine Gedanken nicht los.
Das nächste Mal würde ich es ihm aber zeigen. – Doch ich war skeptisch.
Als ich einen Tag später einen Abschnitt aus der Bibel las, war es zufällig die Geschichte,
in der Jesus das Reich Gottes mit einem Weizenfeld vergleicht; zwischen dem Weizen sprießt das Unkraut.
Die Knechte wollen das Unkraut jäten. Während ich das las, mußte ich unwillkürlich an meine Erfahrung
mit dem mächtigen Mann denken. Die Knechte konnte ich gut verstehen.
Mußte solches Unkraut nicht wirklich ausgerissen werden?
Aber Jesus sagt: Halt! – Vorsicht! Ihr könntet den Weizen mit ausreißen. –
Ich brauchte Zeit, bis ich begriff, was Jesus mit dieser Geschichte meint.
Dann jedoch machte ich zwei Entdeckungen, die für mich wichtig sind:
Bei dem Mann, über den ich wütend war, lernte ich auf den „Weizen“ zu achten,
den Gott auch in sein Leben gesät hatte. Und bei mir stellte ich erschrocken fest, gibt es auch viel „Unkraut“.
Ob da sogar einiges von ziemlich ähnlicher Sorte dabei war, wie bei dem Mann? –
Ich wurde vorsichtiger mit meinen „Pfeffer-Gedanken“. Aber wie lange wird es dauern,
bis ich das wirklich umsetze in meinem Alltag?? –

Christoph Müller,kath. Pfarrer in Walsrode, Bad Fallingbostel, Bomlitz-Benefeld u. Visselhövede

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