„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 06. August 2017
Liebe Leserin und lieber Leser,
im Frühsommer hatten wir Besuch von meinem Bruder. Er ist ein begeisterter Hobbygärtner. Ein Geschenk hatte er uns mitgebracht: Eine Sonnenblume, angetrieben in einem Topf, schon ungefähr 60 Zentimeter hoch. Und das Schöne war: Mein Bruder hatte uns kaum begrüßt, da ist er schon in die Garage gegangen und hat einen Spaten geholt und gefragt: Wo soll ich dir die Sonnenblume einpflanzen?
Jetzt steht sie am Zaun, und ich kann sie von meinem Schreibtisch aus sehen. Inzwischen ist sie über einen Meter hoch. Eine große, prächtige Blüte hat sie bekommen.
Kennen Sie das Geheimnis der Sonnenblumen? Eine Geschichte beschreibt dieses Geheimnis:
Im Garten vor Peters Haus blühten seit einigen Tagen fünf Sonnenblumen. „Jede Sonnenblume hat ein Geheimnis“, sagt die Mutter. „Ich bin gespannt, ob du es entdeckst.“ Oft stand Peter nun im Garten und schaute die Sonnenblumen an. Er betastete ihre Blätter und entdeckte, dass sie ganz rau waren. „Nein“, sagte die Mutter, „das ist nicht ihr Geheimnis.“ Später holte er sich einen alten Stuhl, stellte ihn genau unter eine der Sonnenblumen, kletterte drauf und schaute in den Blütenkelch. Dabei entdeckte er, dass die Sonnenblume aus vielen, kleinen Blüten besteht. „Das ist´s!“, dachte er und lief zu seiner Mutter. „Ich hab das Geheimnis der Sonnenblume entdeckt!“ Aber wieder schüttelte sie den Kopf. Am nächsten Tag nach der Schule konnte Peter es gar nicht erwarten nach Hause zu kommen. „Ich muss es heute rauskriegen, das Geheimnis“, sagte er sich. Dass es regnete, merkte er gar nicht. Dann stand er vor den Sonnenblumen. Die anderen Blumen ringsum hatten alle ihre Blüten geschlossen, um sich vor dem Regen zu schützen. Peter schaute in die Blüte einer Sonnenblume und erkannte ihr Geheimnis: Ihre Blüte war weit geöffnet und der Sonne, die hintern den Wolken verborgen war, zugewandt. Die Sonnenblume strahlte ihn an, als wollte sie sagen: Lass dich vom Regen nicht verdrießen. Auch bei Regen scheint die Sonne, du sieht sie nur nicht. „Ich hab´s!“, rief er voller Freude und stürmte zu seiner Mutter. „Sie bleibt immer offen, auch bei Regen. Das ist so, als wollte sie sagen: Vergiss nicht, es scheint dennoch die Sonne.“ „Ja“, sagte seine Mutter, „jetzt kennst du das Geheimnis der Sonnenblume und unser Geheimnis.“ „Wieso unser Geheimnis?“, fragte Peter erstaunt. „Was du eben mit der Sonnenblume erlebt hast, erleben wir Menschen jeden Tag mit Gott. Er schaut uns an und ist immer für uns da. Auch dann, wenn es regnet, und dann, wenn wir traurig sind. Das ist unser Geheimnis!“
Jetzt blühen die Sonnenblumen wieder und erinnern uns an unser Geheimnis. Ich wünsche Ihnen einen Sommer, in dem Sie sich immer wieder daran erinnern: Gott ist bei mir, wenn mein Lebensweg in Sonne und Licht liegt, aber auch dann, wenn mir Regen und Dunkelheit mal schwer auf der Seele liegen.
 
Ute Hülsmann, Pastorin in Gilten
 

    

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