„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 14. November 2017
Delventhal
Pastor Delventhal

Vom Sichentschuldigen

Unrecht zugeben fällt schwer. Und dann noch Verzeihung erbitten. Und noch Gutmachung einräumen. Und dann noch wieder miteinander sprechen und sich nicht aus dem Weg gehen.
Lieber stellen wir uns dumm, schieben auf, wollen nichts bemerkt haben, Fahrerflucht eben. Und zur Rede stellen: Ausreden. Man wollte nur das Beste. Wir wiegeln ab, als wären die anderen blöde. Am schlimmsten die, die immer meinen, Recht behalten zu müssen, auch wenn sie es nicht haben.
Dabei sündigen wir doch alle, mehr oder weniger. „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ Wir vergehen uns an der Ehre des anderen oder vergreifen uns am Gut des anderen oder bleiben Hilfe schuldig oder wollen lieber auf einen guten Freund verzichten als auf eine gute Pointe, jedenfalls dann und wann. Alle werden wir schuldig und brauchen Vergebung.
Die Wirklichkeit hält eine Menge aus, im Ganzen ist unser Zusammenleben fehlerfreundlich, meist kommen wir aneinander vorbei ohne größeres Unheil. Umso wichtiger ist die Bitte um Verzeihung, wenn’s mal wirklich ans Innere ging. Und da sollten wir es wirklich genau nehmen. Nicht: „Ich ent-schuldige mich“, sondern: „Ich bedaure mein Versagen, meine Voreiligkeit, mein Geschwätz, meine Fahrlässigkeit, meine üble Nachrede“ – was auch immer. „Ich war nicht bei Trost, ich war fies, unfair, rücksichtslos.“ Wenn’s ganz schlimm war: „Ich war verblendet“ oder „Mich hat der Teufel geritten. Es tut mir herzlich leid, es tut mir weh, Ihnen dies Unrecht angetan zu haben. Ich bitte Sie um Verzeihung“ oder „Ich bitte Sie um Entschuldigung.“
Wichtig, dass wir unsere Schuld nicht verdecken. Dann kann der Andere uns entschuldigen, wenn er die Kraft hat, kann uns vergeben und die Hand reichen. Das Um-Verzeihung-Bitten ist ein rares Gut. Aber erinnern Sie sich, wie es Ihr Herz weit gemacht und Sie gerne verziehen haben, als Sie jemand ehrlich um Verzeihung bat.

Thomas Delventhal, Pastor in Meinerdingen

Übersicht „Andachten"