„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 23. Februar 2017

"Da Buch - les", sagte das Kind immer wieder. Am Morgen, Nachmittag, am Abend. Immer wieder die Bilderbuchgeschichte von der kleinen Spinne. Die war an den Holzpfahl geraten mit sich und ihrem Faden. Da hatte sie zu spinnen begonnen. Leise und stetig. Dann kamen Pferd, Kuh, Schaf, Ziege, Hund, Katze und Hahn und wollten gern mit der kleinen Spinne spielen. Aber die mochte nicht. Sie schwieg. Und spann ihre Fäden bis zum Abend. Da war ihr Netz fertig. Endlich schlafen. Endlich!
Der Junge, der nur immer die eine Geschichte hören wollte, war krank. Ganz plötzlich: ein Infekt. Hohes Fieber. Er mochte nicht spielen, wie sonst. Nichts essen, nur trinken. Er schlief nur kurz, wachte auf und weinte. Dann wollte er die Geschichte hören: "da Buch - les". Wie ein Netz war das. Infekt und Fieber hielten ihn fest.
Die Eltern kamen, wie bei vielen kranken Kindern auch; die Oma, die Geschwister. Erzählen und streicheln und trösten. Aber es wurde nicht besser. Noch nicht. Der Junge mochte allein die Geschichte von der kleinen Spinne hören. Dann war es gut - eine kleine Geschichtenlesezeit lang.
Die Spinne schwieg, sie spann ihre Fäden. Dann schlief sie einen ruhigen, tiefen Schlaf. Am andern Morgen nahm der Junge das Kind das Buch und sagte: "Spinne und Pferd, Katze und Kuh".
Zum morgigen Sonntag "Estomihi" gehört die Klage- und Dankgeschichte des 31.Psalms. Nach der Not, in der die Kraft wankte und das Leben schwand, kann der Beter sagen: "Du bist mein Fels und meine Burg, du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Und der Junge sagte am Morgen: "Oma, Oma, - bauen, spielen und malen!“

Werner Schäfer, Pastor Stadtkirchengemeinde Walsrode

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