„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 31. August 2017

Zwischen Himmel und Erde

Ich gebe es zu: am Anfang war mir ein bisschen mulmig. Es war ein sichtbar in die Jahre gekommenes Riesenrad, ein nostalgisches. Die Gondeln schaukelten, als wir sie betraten, und es ruckelte, als die Fahrt begann. Inständig bat ich meine Mitfahrer, auf überflüssige Bewegungen zu verzichten. Ich vermied den Blick nach unten und die Suche nach defekten Stellen. Statt dessen habe ich meinen Blick lieber schweifen lassen - über die Dächer Wittenbergs zunächst und irgendwann bis weit über die Elbe. In der zweiten Runde ging es schon leichter und irgendwann konnte ich die besondere Perspektive sogar genießen.

„Zwischen Himmel und Erde“ - so liest man im Zentrum des Riesenrades. Es ist Teil der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg. Dort zeigen wir, was wir als Kirche alles machen und anbieten. Das Riesenrad hat die Seelsorge in der evangelischen Kirche für diesen Sommer gemietet. Auf Wunsch kann man während der Fahrt ein seelsorgerliches Gespräch führen.

Ich finde: Dieses Riesenrad ist ein wunderbares Bild dafür, was Seelsorge ermöglichen kann. So manchen kostet es zunächst einige Überwindung einzusteigen. Aber wenn es gut läuft, dann hört man irgendwann auch auf, immer nur nach unten zu schauen und die defekten Stellen im eigenen Leben zu suchen. Der Blick weitet sich, man gewinnt eine neue Sicht, hier, „zwischen Himmel und Erde“. Und wenn man aussteigt, wackeln einem vielleicht die Knie - aber man weiß: Ich kann die Dinge auch ganz anders sehen. Und es geht weiter.

Silke Meisner, Pastorin in der Klinik Fallingbostel
 

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