„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 26. September 2017
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Pastor Bernd Piorunek

Wer die Wahl hat, hat die Qual, sagt der Volksmund. Demzufolge werden wir Niedersachsen derzeit ziemlich gequält. Mit der bevorstehenden Bundestags- und Landtagswahl wird gleich zweimal innerhalb kurzer Zeit unsere Entscheidung gefragt. Manchen von uns von uns wird die Wahl leicht fallen, weil sie „ihrer“ Partei dauerhaft die Treue halten. Andere sind noch unentschieden, schauen sich vielleicht Programme und Kandidaten genau an und lassen sich im Internet durch den „Wahl-
O-mat“ beraten. Und wieder andere gehen gar nicht zur Wahl, weil sie das Gefühl haben, doch nichts ausrichten zu können, obwohl natürlich auch die Nichtwahl das Wahlergebnis beeinflusst.
Ähnlich wie in der Politik, könnte man meinen, verhält es sich auch mit der Religion. In unserem freien Land haben wir ja erfreulicherweise (das ist längst nicht überall so!) das Recht, unseren Glauben und die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft selbst zu wählen – oder auch garnichts zu wählen.
Und doch ist bei der Wahl des Glaubens etwas ganz anders als bei der politischen Wahl, jedenfalls aus christlicher Sicht. Denn bevor wir uns entscheiden, an Gott zu glauben (oder auch nicht zu glauben), entscheidet sich Gott für uns. Ganz deutlich wird dies, wenn wir Kinder im Säuglingsaltertaufen, die noch gar keine eigene Entscheidung treffen können, für denen kein Mensch vorhersehen kann, wie sich ihr Leben und ihr Glaube einmal entwickeln wird. Dennoch gilt in der Taufe schon für sie: Gott hat dich angenommen, aus Liebe macht er dich zu seinem Kind, er hat dich erwählt. Erst später lernen sie (hoffentlich) den Glauben kennen und können sich dann in der Konfirmation bewusst dafür entscheiden. Doch so bedeutsam unsere Glaubensentscheidung auch ist, sie ist immernur eine Antwort auf die Entscheidung Gottes für uns, sie ist die Erwiderung der Liebe, mit der Gott uns schon längst liebt. So heißt es im 1. Johannesbrief (Kapitel 4, Vers 19): „Lasst uns lieben, denn
er hat uns zuerst geliebt.“

Pastor Bernd Piorunek, Düshorn

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