„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 27. Oktober 2017

Die Wahlkämpfe sind vorbei, die aufgestellten Bewerberinnen und Bewerber um ein politisches Amt sind gewählt oder eben nicht. Jetzt beginnt das politische Geschäft in den Parlamenten.  „Oben“ angekommen beschäftigen sie sich mit den Herausforderungen der Regierungsbildung und sind mit sich beschäftigt. Ob das mit dem bösen Spruch gemeint ist, den ich vor einiger Zeit gehört habe: „Politiker sind wie Tauben – sind sie unten, fressen sie uns aus der Hand. Sind sie oben, dann tun sie etwas ganz anderes“, was dann mit derben Worten beschrieben wird. Klar, denke ich, so wirken sie schnell, unsere Politikerinnen und Politiker: An die Macht gekommen und gut versorgt, vergessen sie, wofür sie gewählt worden sind!  Wir unten sind dann nicht mehr im Blick. Nein, hätte ich dem Sprücheklopfer entgegenhalten sollen. So ist das nicht! Ich ärgere mich über diese verächtliche Sicht auf Menschen. Im Wahlkampf selber und immer wieder auch danach erlebe ich, wie unsere Politikerinnen und Politiker in der Region, egal auf welcher Ebene, sich mit Energie und Herzblut engagieren.  Sie bündeln Ideen, die vor Ort entwickelt wurden und formulieren Ziele, die sie in den Parlamenten einbringen wollen. Was zu tun ist und welche Position die bessere ist, darüber lässt sich streiten. Wer sich aber über darüber beklagt, dass sie abgehoben sind, der hebt sie eher selber in Himmel. Wir dürfen etwas erwarten und können mit ihnen über unsere Wünsche und Interessen reden, aber überirdische Macht steht auch Politkern nicht zur Verfügung. Manchmal sind die Erwartungen und Hoffnungen in einen Menschen unmenschlich hoch. Politik ist ein „weltliches Ding“ hat Martin Luther betont. Es geht darum, sich vernünftig um die Anforderungen unseres Gemeinwesens zu kümmern. Dabei sollten menschliche Maßstäbe angelegt werden. Politik ist so gesehen eine notwendige Arbeit. Dass es Menschen gibt, die sich dafür einsetzen und sich persönlich engagieren, bin ich dankbar. Auch nach ihrer Wahl schweben sie nicht in unerreichbaren Sphären. Für diese „Erdung“ sind wir Wähler auch nach der Wahl aufgerufen.

Herbert Seevers, Pastor in Walsrode

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