„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 28. November 2017

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern. Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein."
Viele Christen kennen diese Zeilen. Sie sind längst zu einem bekannten Kirchenlied geworden. Besonders in der Adventszeit singen wir es in den Gottesdiensten. Der Mann, der diese Verse schrieb, nahm sich am 11. Dezember 1942, also vor genau 75 Jahren das Leben: Jochen Klepper. Zusammen mit seiner jüdischen Frau Hanni und der Stieftochter Renate starb er 1942 in seiner Berliner Wohnung. Einen anderen Ausweg hatten die drei nicht mehr gesehen. Mit ihrem Tod kamen sie der drohenden Deportation zuvor, der Verschleppung durch die Nazis. Vergeblich hatte Klepper sich bis zuletzt um eine Ausreisegenehmigung für Frau und Tochter bemüht.

Jochen Klepper war ein bekannter Schriftsteller und Journalist. Er produzierte auch Rundfunksendungen für die evangelische Kirche. Mit der Machtergreifung der Nazis war das vorbei. Berufsverbot. Das stürzte Klepper in große Not. Eine Not, die er in seinen religiösen Gedichten zur Sprache brachte. Wer sie liest, der spürt sofort: Diesem Menschen gibt der Glaube Halt und Ermutigung. Das ist keine billige Vertröstung, keine Gefühlsduselei. Klepper blendet Dunkelheit und Verzweiflung nicht aus. Aber der Angst setzt er Worte der Hoffnung entgegen. Gott lässt den Menschen nicht im Stich. Er ist Licht in der Finsternis. Wenn alles um mich herum „Nein" sagt, Gott bleibt bei seinem „Ja". Dieses Gottvertrauen beeindruckt noch heute. In seinem Adventslied schrieb Klepper: „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr; von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her."

 Pastor Claus von Veldhuizen, Kirchboitzen

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