„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 04. Februar 2018

Auf Brücken bleibe ich gern stehen, schaue nach unten. Der Lauf des Wassers, umströmte Pflanzen, an Steinen klingen Wasserstimmen. Der Blick dorthin, woher ich kam. Still verweilen, dann weiter auf dem Weg. Eine Brücke verbindet. Hüben und drüben. Brückenbauen – Sinnbild des Friedens.
Aufeinander zu gehen, versprechen, beschliessen, miteinander zu gehen – „klack“ macht das Schloß am Brückengeländerdraht: „Du bist mein, ich bin dein, dessen sollst du gewiss sein. Du bist beschlossen in meinem Herzen, verloren ist das Schlüsselein: du musst auch immer darinnen sein.“
Auf Brücken bleibe ich gern stehen; dann hinüber, weiter. Noch einmal zurückschauen: Tragepfeiler, Brückenbogen, fest gegründet, im Grund verborgen und tragfähig. Darauf ließ sich bauen und schließlich darüber gehen, als die letzte Lücke geschlossen war. Von hüben nach drüben, Schritte über Brücken, denen weitere folgen, einem Ziele zu.
Doch es gibt Brücken, die nicht fertiggestellt wurden, denen Wasserkräfte und Kriege Schaden taten. Schritte kann man darauf tun, doch dann klafft eine Lücke und es geht nicht weiter.
Im Süden Frankreichs, in Avignon, gibt es die Brücke Saint-Bénezet, auch Pont d'Avignon genannt. Einige Male bin darauf gegangen, bis dorthin, wo die Lücke klafft – „klick“ machte der Kameraauslöser für das erinnernde Bild, und „plopp“: ich habe es als Bildschirmoberfläche auf dem PC. Fertig, geschafft!
Doch manches ist nicht fertiggeworden ist, blieb und bleibt unverbunden und Fragment. Der letzte Bogen fehlt, ein gründender, tragender Pfeiler auch. Dennoch nach vorn sehen, nach vorn und auch zurück, auf die Wege, den ich gegangen bin. Trotzdem den Mut nicht sinken lassen, noch einmal sich vornehmen, weiterzubauen; aber worauf und wie?

Pastor Werner Schäfer, Stadtkirche Walsrode

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