„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 11. Februar 2018

Ab, auf den Müll

Wer das Haus betritt, staunt über die kostbare Inneneinrichtung, geschmackvoll und erlesen. „Schau‘ mal, was für ein Tisch! Und dann die Schränke, die Lampen, die Kommode, die Stühle, das Hängebord, vermutlich ein Millionär!“ Weit gefehlt, der Besitzer ist ein geschickter Handwerker mit einem seltsamen Hobby. Wenn’s irgendwie geht, durchstreift er Schuttabladeplätze und durchforstet den Sperrmüll. Und dabei ist er schon so manches Mal fündig geworden und hat erstaunliche Schätze nachhause geschleppt. Die lagen oder standen bei Wind und Wetter so herum. Niemand wollte sie haben. Sie waren, wie die Bibel sagen würde, „verworfen“, weggeworfen. Sicherlich oft aus respektablen Gründen: Zu unbequem, zu unpraktisch, reparaturbedürftig, verbraucht, unmodern. Aber für ihn, den Sammler, entpuppten sie sich als Kostbarkeiten. Er hob sie auf aus Staub und Schmutz, reinigte sie in seiner kleinen Werkstatt, gab ihnen Farbe und Glanz und einen ausgewählten Platz in seinem Haus.
Erinnert Sie das an etwas? „Und Jesus, der Samariter, hob den Schwerverletzten auf sein Tier, brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn…“ So mancher lebt davon, dass auch mit ihm jemand so liebevoll umgeht, wenn er am Boden liegt, gestrauchelt, äußerlich - oder innerlich.
Vor Augen habe ich aber auch die Gesichter Hilfsbedürftiger, Obdachloser, unter die Räder Geratener. Wie reich sind wir, dass wir es uns erdreisten Wertvolles auf die Müllkippe zu schütten! Mit dem, was wir wegwerfen, könnten Feste gestaltet werden. Ja, könnte man – Leben retten!

Friedrich-Wilhelm Stock, Superintendent i.R.

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