Gedanken zur Zeit

09. April 2018

Spuren von Glück

Manchmal, wenn ich auf einer Verpackung lese „Kann Spuren von ... enthalten“, fällt mir eine Geschichte ein, die mein Freund gerne erzählt.
An seinem Badezimmerspiegel hängt ein kleiner Zettel; darauf steht: „Dieser Tag kann Spuren von Glück enthalten.“ Es kommt vor, dass er diesen Satz mehrmals liest; und dann freut er sich schon beim Frühstück auf die kleinen Glücksmomente, die ihm der Tag vielleicht schenken wird.
Er sagt: „Ich möchte auf das Glück vorbereitet sein, das mir entgegen kommt. Ich gehe aufmerksamer durch die Stadt und bin gespannt auf die eine oder andere Begegnung.“
Auf dem Weg zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen oder auch beim Bummeln schaut er die Menschen, die ihm begegnen, offen an. Er schaut ihnen ins Gesicht. Und manchmal fängt er sich ein kleines Lächeln ein - und gibt es dann auch wieder zurück. Oder er begegnet einen fragenden Blick. Er fühlt sich angeschaut und gesehen; und ein Gefühl von Glück und Dankbarkeit breitet sich in ihm aus. Er sagt: „Unsere Blicke sind wie die beiden Enden einer Brücke. Über diese Brücke schicke ich einen wortlosen Gruß – und oft bekomme ich auch eine Antwort, einfach durch einen Blick.“
„Seit einiger Zeit“, sagt mein Freund, „gehe ich irgendwie anders durch die Stadt. Ich fühle mich für einen Augenblick verbunden mit den Menschen, die mir begegnen. Ich fühle mich gesehen und angeschaut. Und wenn ich dann am Abend auf den Zettel an meinem Spiegel schaue, fällt mir die eine oder andere Begegnung wieder ein; und ich spüre, dass wir Menschen zusammen gehören. Und mit einem Gefühl von Dankbarkeit über die eine oder andere Begegnung beende ich diesen Tag.“

Pastor i.R Wilfried Niggeloh, Ahlden

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