Gedanken zur Zeit

02. Juli 2018

Meine Frau und ich besuchten im polnischen  Mojecice/Mondschütz bei Breslau das dortige Museum, das in einer großen ehemaligen Scheune eingerichtet ist. Aus Zeitgründen entschieden wir uns, nicht alles gründlich anzusehen. Vor allem interessierten wir uns für Schriften, Bücher   und Bilder aus deutscher Zeit. Es war zum Staunen, was wir alles zu sehen bekamen. In dem Bereich, in dem die Bilder ausgestellt sind, sahen wir  ein ungewöhnliches Bild, das etwa zwei Jahrhunderte alt war. Das Bild zeigt die Nachfolger Jesu: Männer, Frauen, Kinder in mehr als zwanzig kleinen bildlichen Darstellungen. Wo dies ungewöhnliche Bild früher seinen Platz hatte, ob in der Kirche, im Pastorat, bei einem Kirchenvorsteher oder bei der Malerin selbst und ihren Nachfahren, darüber gab es keinen Hinweis. Wie gut, dass wir das ungewöhnliche Bild hier im Museum betrachten konnten und auch fotografieren durften.                                                                In dem Dorf, in dem die frühere Künstlerin Maria von Köckritz gelebt hatte, wurde am Ende des zweiten Weltkrieges überall in Schlesien vernichtend gekämpft. Häuser gingen in Flammen auf, Einwohner starben, das Gemeindehaus neben der Dorfkirche wurde dem Erdboden gleichgemacht, die Kirche blieb jedoch unversehrt. Wir fragten uns, wie es denn sein konnte, dass dieses Bild vor russischen Angriffen geschützt blieb. Vielleicht hatte es bei der Flucht im Januar 1945 eine Familie geschafft, nicht bloß sich selbst, sondern auch das Bild vor der Vernichtung zu bewahren. Wir haben das Bild nicht nur fotografiert, wir haben es inzwischen zu einem eindrucksvollen Geschenk für einen unserer Enkelsöhne gemacht, der seine Konfirmation feierte.    Er ist begeistert von dem ungewöhnlichen Bild, in dem über zwanzig Ereignisse aus dem Leben Jesu dargestellt sind. Es zeigt die Geschichten von seiner Geburt, seiner Sendung in sein Volk, abschließend seine Kreuzigung und Auferstehung. Seine Jünger sandte er in die Welt mit den Worten: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. “ 

Werner Krutscher,  Pastor em. 

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