Gedanken zur Zeit

26. September 2018

„Darf’s ein bisschen mehr sein?“

Schauplatz: Die Käseabteilung in einem Supermarkt. „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ Die Frage der Verkäuferin geht mir nach. Da ist zum Beispiel eine Familie. Mehr Zeit füreinander, das wär’s! Eltern, Geschwister, Angehörige, oft weit übers Land verstreut, bis ins Ausland. Da geht jeder seinen Tätigkeiten nach, ist unablässig in Atem gehalten, eingeschnürt durch das, was vor Ort zu bewältigen ist. Längst sind die Briefe seltener geworden, kürzer, selbst die SMS-Kontakte spärlicher. Wie wär’s denn mal wieder mit „ein bisschen mehr“?
Oder Eltern mit ihren Kindern. Wo´s geht, abends gemeinsam bei Tisch. „Und wie war’s heute?“ Einsilbige Antwort: „Och.“ „War was Besonderes“ – „Nö!“ – Szenenwechsel, Mitarbeiter und Kollegen in der Firma. Stundenlang steht oder sitzt man nebeneinander, erledigt, was laut Dienstanweisung anfällt. Kaum Feierabend, schon auf und davon. Wie wär’s auch da mit „ein bisschen mehr?“ Nämlich von dem, was man sich an anderer Stelle aufgeladen hat oder einem aufgebürdet wurde?
Sich also nehmen, das wär´s! Zeit für das, was wirklich wichtig ist. Das kann auch man heißen, „nein“ sagen lernen, das Tempo drosseln, Pausen einlegen, Stille aushalten, zuhören. Vertrauen wachsen lassen, dem Wirken Gottes Raum geben.
Nachdenklich war ich weitergegangen. „Mehr“ aber wovon? Und wofür? Kein Tag ohne diese Frage!

Friedrich-Wilhelm Stock, Superintendent i.R.

Übersicht Andachten