„Mitgegeben auf den Weg"

20. April 2018
Pastor_Hülsmann_2014
Pastor Hülsmann

Einer meiner Lieblingsfeiertage im Kirchenjahr ist der Karsamstag, also der Tag zwischen Karfreitag, an dem Jesus am Kreuz gestorben ist, und Ostersonntag, an dem Jesus von den Toten auferstanden ist.
Und ich frage mich jedes Mal: Was hat Jesus eigentlich am Karsamstag gemacht?
Unser Glaubensbekenntnis gibt uns eine merkwürdige Antwort. Da heißt es von Jesus, er sei „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Das hat Jesus also am Karsamstag zwischen Karfreitag und Ostern gemacht: Er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes. Als ich ein Kind war, hieß es noch: niedergefahren zur Hölle.
Aber wie soll man sich diese Höllenfahrt Christi vorstellen?
Im vergangenen Jahr war ich in der Liebfrauenkirche in Neustadt am Rübenberge. Dort steht gleich im Eingangsbereich eine Säule, die mit einer Skulptur verziert ist. Diese Skulptur zeigt ein teuflisches Ungeheuer, dem ein Mensch mit einer Papierrolle aus dem Mund krabbelt. Im Mittelalter hat man sich den Teufel als ein gefräßiges Ungeheuer vorgestellt, das in der Hölle sitzt und gierig alle Sünder verschlingt, die in der Hölle landen. Je fetter die Sünderbraten, desto besser. Nun kommt aber am Karsamstag zusammen mit den anderen Sündern auch der gestorbene Christus in die Hölle. Der Teufel ist völlig blind vor Fressgier und verschlingt ihn aus Versehen mit. Weil Christus aber der einzige ohne Sünde ist, schmeckt er auch anders. Er schmeckt für teuflische Verhältnisse sogar so eklig, dass der Teufel von einem gigantischen Brechreiz überwältigt wird und seinen kompletten Magen entleert. Dabei spuckt er nicht nur Christus wieder aus, sondern auch alle anderen Sünder, die in der Hölle saßen.
Diese Sünder werden also dadurch gerettet, dass Christus sich stellvertretend auch vom Teufel verschlingen lässt. So gibt es nun keinen Ort mehr, an dem Jesus Christus nicht wäre. Jesus Christus ist überall, sogar in der Hölle und im Reich des Todes. Und überall wird das Evangelium von der Menschenliebe Gottes verkündigt, sogar in der Hölle. Darauf deutet die Schriftrolle hin, die man in den Händen der kleinen Figur erkennen kann, die aus dem teuflischen Maul krabbelt.
Seit Karsamstag ist Gott überall, auch im Tod und sogar in der Hölle. Durch die Auferstehung Jesu Christi am Ostermorgen hat er nicht nur den Tod, sondern auch die Hölle entmachtet. Gott sei Dank!

Matthias Hülsmann, Pastor für Theologische Fortbildung und Kirchenpädagogik in Loccum

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