Mitgegeben auf den Weg

29. Juni 2018

Zugegeben: Es kann Spaß machen, über andere Menschen zu lästern. Vor allem, wenn diese nicht dabei sind und man scheinbar nichts riskiert. Es fühlt sich gut an, mal so richtig den Ärger über eine Person herauszulassen, über diese zu schimpfen, zu spotten und sie auf mehr oder weniger geistreiche Weise lächerlich zu machen. Das kann schon Spaß machen – und genau deshalb wird dies immer und überall gern und reichlich getan.
Anders sieht es aus, wenn man selber zum Gegenstand des Lästerns wird. Vor allem wenn üble Gerüchte über einen selbst verbreitet werden, ist das gar nicht mehr lustig. Das kann schnell zu seelischen Verletzungen führen und die Beziehungen zu Mitmenschen vergiften.
Deshalb lautet in der Bibel das achte der Zehn Gebote: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Die Formulierung stammt aus der Gerichtssprache: Man soll seinem Mitmenschen nicht schaden, indem man eine falsche Zeugenaussage gegen ihn abgibt. Doch das achte Gebot gilt nicht allein in einer Gerichtsverhandlung, sondern in jeder Lebenslage. Martin Luther erklärt das Gebot so: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseren Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“
Klingt nach ziemlich hohem Anspruch: Wir sollen nicht bloß das Lästern lassen, sondern auch noch Gutes reden. Nicht nur dem Nächsten nicht durch üble Nachrede schaden, sondern – im Gegenteil! – uns auch noch für ihn einsetzen. Zu viel verlangt? Ich denke, in dieser Auslegung liegt große Weisheit. Nicht allein weil es für jeden einzelnen besser ist, wenn gut statt schlecht über ihn oder sie geredet wird. Sondern ebenso, weil wir mit der Art und Weise, in der wir reden, auch einen Beitrag zum Gesprächsklima leisten. Fördern wir eine Atmosphäre, in der schlecht über andere geredet wird, fällt das irgendwann auch auf uns selbst zurück. Reden wir stattdessen gut von anderen, können wir helfen, die „Luft“ für uns alle ein Stück zu verbessern. Es lohnt sich bestimmt, das mal auszuprobieren!

Pastor Bernd Piorunek, Düshorn-Ostenholz

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