Mitgegeben auf den Weg

08. August 2018

Glaube & GenerationY

Auf dem Sofa meiner Oma sitzt es sich bequem. Ihr Wohnzimmer ist mit Geburtstagsgästen gefüllt. 80 Jahre ist sie heute geworden und kein bisschen müde. Rege mischt sie sich in die Gespräche ein. Die Stimmung ist gelassen und wir reden über Gott und die Welt. Irgendwann haut sie ungewollt einen Satz raus, der mich aber trotzdem trifft: „Ihr jungen Leute glaubt doch an gar nichts mehr!“, sagt sie und schaut mich an.
Mit Anfang 30 gehöre ich zu der Altersgruppe, die man GenerationY nennt. Das Y wird wie ein englisches „why“ ausgesprochen, zu deutsch „warum“. Die Theorie unterstellt den Menschen, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, dass sie an allem zweifeln und oft nach dem Warum fragen. Mit Schubladendenken für eine ganze Generation ist das so eine Sache.
Mir kommen all die Menschen in den Sinn, die sich jeden Abend um 21 Uhr fest verabreden. Sie treffen sich online beim 140-Zeichen-Dienst „Twitter“ – und gehören vermutlich zu dieser Generation. Unter #twomplet feiern sie eine Andacht, bei der jeder mitmachen kann. Für viele ist das ein Stück Glauben und Kirche in ihrem Alltag. Sie müssen dazu nicht einmal rausgehen.
Gestern Abend klingt sich eine Userin mit ihrem Gebet in die #twomplet ein, sie schreibt: „Gott, ich bete für meine Kinder, die schon lange krank sind.“ Ein anderer User schreibt: „Gott, beschütze alle Menschen, die auf Nachtschicht sind.“
Ich weiß nicht, ob meine Oma die Technik versteht – die Gebete aber sehr wohl. So sind wir uns am Ende wieder einig: Jede Generation hat ihren Glauben.

Pastor Nickel, Kirchengemeinde Bomlitz

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