Gedanken zur Zeit

20. Februar 2019
Diakonin Mareike Kranz

Das ist Gott! Und der ist für dich!

„Das ist Gott! Und der ist für dich!“ stolz hält der fünfjährige Junge mir eine kleine Papierfigur unter die Nase. Wir sind im Kindergarten, in dem ich jede Woche eine Andacht mit den Kindern feiere. Ich schaue mir „meinen“ Gott genauer an. Ich finde ihn hübsch. Er hat ein nettes schiefen Lächeln, Arme, Beine und einen Körper, eben alles was man braucht.  Ich weiß nicht, wie Sie sich Gott vorstellen…  Aber ich wage zu behaupten, dass Gott immer irgendwie anders ist. Nie wirklich so, wie wir ihn uns vorstellen. Manchmal denke ich, unsere Gedanken reichen dazu auch gar nicht aus. Gott ist größer als alles, was wir uns vorstellen können. Und doch auch wiederum so klein, dass er sogar in uns sein kann – oder in die Hosentasche passt. Gott in Bildern fassen oder beschreiben, das geht irgendwie nicht. Und doch habe ich manchmal Bilder in meinem Kopf, die mir helfen, Gott zu denken. Aber immer, wenn ich diese Bilder vor meinem inneren Auge sehe, dann weiß ich: Gott ist doch noch mehr – eben anders.
Ein solches Bild sieht so aus: Da ist Gott für mich wie ein lieber Vater oder eine liebe Mutter. Die stehen mit offenen Armen da. Ich kann das Gesicht nicht sehen – brauche ich auch nicht, denn es reicht mir zu wissen, dass da ausgebreitete Arme sind. Die werden mich festhalten, wenn ich sie nötig habe. Oder ein anderes Bild: Ich stelle mir eine große Hand vor, die die ganze Welt trägt. Eine geöffnete Hand, die wie eine Schale geformt ist. Darin liegt die ganze Welt. Oder auch nur ich. Diese Hand ist sehr behutsam und zärtlich.
Bei allen Bildern und Gedanken weiß ich doch: Gott ist immer auch noch anders, größer, kleiner, näher, ferner, höher, tiefer – anders eben. Wenn ich an Gott denke – und mir dabei überhaupt so etwas wie ein Gesicht vorstelle, dann - glaube ich - lächelt das Gesicht. So wie bei dem Gott aus Papier. Ein schiefes, breites, freundliches Lächeln. Ich bedanke mich bei dem Jungen und stecke den kleinen Papier-Gott in meine Hosentasche. Praktisch denke ich, so einen Gott in der Hosentasche.

Mareike Kranz, Diakonin in Dorfmark und Bomlitz

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