Gedanken zur Zeit

20. März 2019

Gottes Schöpfung erleben

Neulich im Zug zwischen Göttingen und Fulda:

Alle Plätze sind belegt, dennoch ist es ziemlich still. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Wenige lesen in einem Buch, viele haben Ohrstöpsel in den Ohren, über 70% starren auf ihr Handy. Einer hat die Töne laut geschaltet, sodass wir anderen jeden Buchstaben, den er eintippt, mithören.
Leicht genervt von meinen Mitreisenden blicke ich aus dem Fenster. Ich sehe Felder und Wiesen, kleine Dörfer, die sich in die Hügel schmiegen, Strommasten und Biogasanlagen. Es ist nicht alles perfekt, auch das Wetter ist eher grau und windig. Und doch: wie schön doch die Natur ist, wenn man die Augen offen hält und auf die Kleinigkeiten achtet. Gottes Schöpfung hautnah. Denen, die nur auf ihr Handy starren, entgeht etwas, denke ich.
Und dann: wusch, alles schwarz. Der Zug fährt in einen Tunnel. Wo ich eben noch die Schönheit der Natur bewundert habe, wird mein Blick nun zurückgeworfen und ich sehe… mich selbst. Und alle meine Mitreisenden – jetzt durch die spiegelnde Scheibe betrachtet. Gerade betritt eine Frau mit ihrem Baby auf dem Arm das Abteil. Gleichzeitig bieten ihr drei (!) Mitreisende ihren Platz an. Mir wird klar: auch hier drin ist sicher nicht alles perfekt. Aber auch das hier ist Gottes Schöpfung. Wunderschön und einzigartig, wenn man nur etwas genauer hinsieht.
Begeistert über die Erkenntnis zücke ich mein Handy um den Gedanken aufzuschreiben – was jetzt wohl die anderen von mir denken?

Pastorin Mirja Rohr, Kirchengemeinde Ahlden

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