Gedanken zur Zeit

29. Mai 2019

Auf dem Weserradweg von Norden nach Süden – in dieser Richtung ist der Wind oft im Rücken. Wir kamen rasch voran. Bald hinter Verden: dunkle Wolken, dann Regen bis Nienburg. Abbrechen? Nein! Die Regenkleidung ergänzen und weiter mit dem Wind im Rücken. Als wir wirklich wetterfest waren, regnete es nicht mehr. Mancher sagt: Immer, wenn ich den Schirm
mitnahm zum Weg unter dunklen Wolken, brauchte ich ihn doch nicht spannen. Die Tage blieben feucht und kühl auf dem Weserradweg bis dorthin, wo Werra und Fulda sich küssen. Die Kirchen am Wege: geöffnet zur Einkehr, Besinnung und Besichtigung. Nicht alle, doch viele haben wir aufgesucht. Auch eine, etwas abseits des Radweges: St. Marien in Hämelschenburg.
In St. Marien strahlte der Taufsteindeckel in bunten, warmen Farben. Ein erwärmender, belebender Anblick. Etwas verborgen waren darauf Früchte wahrzunehmen: Trauben, Granatapfel, Zitrus. Darüber, unverhüllt, Frauen und Männer, als hätten sie ungezwungen und in aller Freiheit ein erfrischendes Bad genommen, würden nun wärmende Sonnenstrahlen geniessen dürfen. Die Taufe – ein erfrischendes, erneuerndes Bad? Da heraus kommt der Mensch zu neuem Leben. Ein neuer Mensch; noch nicht fertig, sozusagen in einer Entwicklung, Veränderung, einer Evolution begriffen. Ein Lebewesen, wie es der evangelische Theologe Gerd Theissen einmal gesagt hat, „das noch dabei ist, sein volles Menschsein zu verwirklichen. Der Mensch kann sich ändern, auch wenn er manchmal so unveränderbar aussieht wie ein abgestorbenes Stück Holz.“ Ein belebender, erwärmender Gedanke in oft so kühlen Lebenstagen: „dass Gott uns immer wieder eine Chance zur Umkehr gibt, dass Gott uns immer wieder Zeichen der Hoffnung gibt auf Veränderung der Menschen und der Welt.“

P.i.R. Werner Schäfer, Walsrode

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