Gedanken zur Zeit

20. Oktober 2019
Pastorin Silke Meisner

Kostbar

Ich sitze im Bus zum Hauptbahnhof. Unterwegs steigt eine Gruppe junger Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Sie werden von ihren Betreuer*innen begleitet. Die Jugendlichen unterhalten sich über ihren gemeinsamen Ausflug.
„Paul, ich möchte“ so setzt einer der Jungen an, doch er findet zunächst kein Gehör. Er versucht es ein zweites, dann ein drittes Mal: „Paul, ich möchte dir sehr danken für deine tolle Unterstützung!“
Es folgt eine ausführliche Würdigung dieser Unterstützung während des Ausflugs. Und dann kommt er zu dem Schluss: „Ich finde, daran merkt man, dass Paul mich richtig gerne mag!“
Ich lächle beglückt, als ich aus dem Bus steige. Die liebevollen Worte des Jungen haben mich berührt. Mir fällt ein Satz des jüdischen Theologen Martin Buber ein, der einmal gesagt hat: „In jedem Menschen ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist.“
Warum, so frage ich mich beim Aussteigen, sehen und bezeichnen wir Menschen wie diesen Jungen eigentlich als beeinträchtigt? Ich finde ihn vor allem kostbar.

Pastorin Silke Meisner, Seelsorgerin in der Klinik Fallingbostel

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