Mitgegeben auf den Weg

02. Februar 2019

Hauptsache bequem

Haben Sie es auch mitbekommen? Vor einigen Tagen gab es den „Tag der
Jogginghose“. Ich habe zunächst an einen Scherz geglaubt. Aber es gibt diesen Tag wirklich. Viele junge Menschen brauchen diesen besonderen Gedenktag nicht. Sie tragen dieses bequeme, lässige und lockere Kleidungsstück ohnehin jeden Tag.
Auf den Schulhöfen scheint es da in Sachen Mode zur Zeit eine große Einigkeit zu geben. Die lässige Jogginghose ist gerade angesagt. Über Geschmack lässt sich bekanntlicherweise nicht streiten und schon gar nicht über Mode. Während meiner Schulzeit waren möglichst zerschlissene und enge Jeans angesagt. Das war auch nicht unbedingt ein Hingucker. Die abgewetzte Wrangler und die langen Haare waren damals Ausdruck einer bestimmten Haltung und Einstellung, die sich in erster Linie auch von der Erwachsenenwelt abgrenzen wollte und es war eine Art Protest gegen eine allzu bürgerliche Ordnung....
 Und für welche Lebenshaltung steht die Jogginghose heute? Ich finde nicht, dass die Träger dieses Kleidungsstückes die Kontrolle über ihr Leben verloren haben, wie Herr Lagerfeld es mal formulierte. Aber es spiegelt schon ein Lebensgefühl wider, dass man gut mit den Worten „Hauptsache es ist bequem“ beschreiben könnte. Demnach sollte das Leben möglichst bequem sein –  eben auch im Alltag, in der Schule oder am Arbeitsplatz? Ich finde es gut, wenn junge Menschen sich anders kleiden und sich in ihrem Kleidungsstil ausprobieren.
Bedenklich wird es erst, wenn man sich auch eine mentale Jogginghose anzieht. Also- auch das Denken möglichst bequem sein soll, keine kritischen, unbequemen Fragen mehr gestellt  werden oder man sich nicht mehr die Mühe machen möchte, die verschiedenen Standpunkte zu verstehen.
Also: Von mir aus gerne mit der Jogginghose in die Schule, aber bitte nicht meinen, dass das ganze Leben so locker und bequem ist. In diesem Sinne: Ein entspanntes Wochenende.

Jörg Sbrisny, Schulpastor BBS Walsrode

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